Erstellt von Dorothee Laufenberg SSpS

Wie umgehen mit dem unsympathischen Lebenspartner des Kindes, Schwester Dorothee?

Eine Frage der Moral: Sr. Dorothee weiß Rat bei komplizierten Alltagsfragen
Eine Frage der Moral: Sr. Dorothee weiß Rat bei komplizierten Alltagsfragen

Die neue Freundin des Sohnes ist eine blöde Gans? Das mag vielleicht der eigene Eindruck sein, aber sicher nicht der des Kindes. Sr. Dorothee weiß, wie Eltern solche Schwierigkeiten sensibel navigieren. | Illustration: Lisa Schweizer

Eine Frage der Moral. Hier erklärt die Seelsorgerin und geistliche Begleiterin Sr. Dorothee SSpS, wie man vorgehen könnte

Mein Sohn, 23, hat leider keinen guten Geschmack bei der Wahl seiner Freundinnen. Die Neue finde ich ordinär. Jetzt hat er mich nach meiner Meinung gefragt. Darf ich sagen, was ich denke?

Das sagt Sr. Dorothee:

Zur Beziehung von Kindern zu Eltern im Wandel der Lebenszeit findet man im Internet:

  • 4 Jahre: Mama und Papa wissen alles!
  • 8 Jahre: Mama und Papa wissen viel!
  • 12 Jahre: Sie wissen nicht wirklich alles!
  • 14 Jahre: Eigentlich wissen sie gar nix!
  • 16 Jahre: Wer sind Mama und Papa?
  • 18 Jahre: Die gehören doch zum alten Eisen!
  • 25 Jahre: Mama oder Papa weiß das vielleicht!
  • 35 Jahre: Bevor wir das entscheiden, fragen wir mal Mama und Papa!
  • 45 Jahre: Ich frage mich, wie meine Eltern darüber denken!
  • 70 Jahre: Wie gerne würde ich jetzt Mama oder Papa fragen!

Eine durchaus liebevolle Einschätzung, wie ich finde. Da steckt viel Weisheit dahinter. Ob ­Kochrezepte oder Wäschetipps, der Kauf des neuen Autos, die berufliche Entwicklung – das sind einige typische Themen, bei denen sich auch erwachsene Kinder an Mütter und Väter wenden. Umgekehrt haben auch Eltern erwachsener Kinder Vorstellungen und Erwartungen an das künftige Leben mit dem „großen“ Kind. Dazu gehört, wie die „Zukünftige“ (und vermutlich ist jede Freundin eine potenziell Zukünftige) für den Sohn aussehen sollte.

Wie passt der neue Partner bzw. die neue Partnerin des Kindes in die Familie?

Wie wird sie wohl mit künftigen Kindern umgehen? Haben Oma und Opa dann noch etwas zu sagen? Oder wird ihnen der Enkel gar vorenthalten? Passt sie in das soziale Umfeld? Ein Mensch, der neu in die Familie kommt, greift schließlich tief in das Familiengefüge ein. Was macht man also, wenn der Sohn in den eigenen Augen die „Falsche“ mitbringt?

Das Wichtigste: Es geht hier nicht um Geschmack, denn darüber kann man bekanntlich (nicht) streiten. Menschen im Allgemeinen und die eigenen Kinder im Besonderen wollen (und müssen) im Erwachsenenalter ihre eigenen Entscheidungen treffen – und sie wollen sie als richtig und gut bestätigt bekommen.

Wie gebe ich meinem Kind Feedback?

Redlicherweise geht das aber nicht immer, und eine negative Kritik zu vermitteln, ist eine schwierige Aufgabe. Dabei hilft ein gutes „Feedback“: Die andere Person darauf aufmerksam machen, wie ich ihr Verhalten erlebe; was es bei mir auslöst und was es für mich bedeutet (positiv wie negativ); sie über meine Bedürfnisse und Gefühle informieren und darüber aufklären, welche Veränderungen in ihrem Verhalten mir den Umgang erleichtern würden.

Dabei sollte man unbedingt darauf achten mitzuteilen, was man wahrgenommen hat, ohne dabei zu bewerten. In einem weiteren Schritt kann dann eine Kritik formuliert werden – konkret, klar und präzise. Unabänderliches bleibt außen vor, denn was nicht geändert werden kann, braucht gar nicht erst angesprochen zu werden. Beim Feedback werden keine Änderungen eingefordert und schließlich werden neben dem, was nicht passt, auch positive Aspekte benannt.

Dem eigenen Kind vertrauen

In unserem Fall wäre das zum Beispiel: „Ich kann gut verstehen, dass du dich in sie verliebt hast. Sie ist so lebendig! Aber mir fällt auf, dass du in ihrer Gegenwart ganz anders bist als mit deinen Freunden oder mit uns allein. Ich würde gerne verstehen, woran das liegt. Ich habe ein bisschen Sorge, dass du dir von dieser Beziehung mehr versprichst als sie. Wie siehst du das?“ Daran könnte sich dann ein Gespräch anschließen.

Will der Sohn aber nicht hören, was Vater und Mutter denken, ist das ein Stoppschild! Dann sollten kluge Eltern ihre Meinung für sich behalten. Und darauf vertrauen, dass sie ihr Kind schließlich erzogen haben und es möglicherweise selbst entdecken wird, dass dieser Mensch nicht zu ihm passt.

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