Was ist Liebe? Schmetterlinge im Bauch, magische Verbundenheit oder letztlich nur ein biologischer Vorgang zur Arterhaltung? Auf der ganzen Welt suchen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen nach einer Antwort. Zählt man Bücher, Filme, Seminare, Workshops dazu, die das Phänomen Liebe in all seinen Facetten ausleuchten, ist man schier überwältigt vom Interesse an dieser Frage. Liebe ist ein, wenn nicht das zentrale Lebensthema des Menschen.
Das Problem mit der Selbstliebe
Selbstliebe, besser gesagt ein freundlicher Umgang mit uns selbst, ist zweifellos wichtig. Damit wir uns nicht bei jeder Zurückweisung, jedem Gegenwind mit Selbstzweifeln zermürben. Sich selbst anzunehmen meint jedoch nicht, sich jederzeit liebenswert und großartig zu finden. Es geht vielmehr darum, Fehler und Defizite im Umgang mit anderen anzuerkennen und die Kraft aufzubringen, die Dinge ins Lot zu bringen.
Gott sieht uns nicht als Opfer irgendwelcher Umstände, er akzeptiert keine Entschuldigungen. Dass wir die „falschen“ Eltern oder Freunde hatten, die „falschen“ Schulen besuchten und nicht mit überragender Intelligenz oder Begabung bedacht wurden, spielt für ihn keine Rolle. Gott sieht den Menschen als sein Ebenbild an – in seiner ganzen Stärke, zu lieben und gerecht zu handeln. Und das erwartet er daher dann auch von uns.
Die Liebe wächst am und mit dem Nächsten
Die Fähigkeit zu lieben fliegt uns nicht zu. Wir müssen sie oft schmerzlich und mühsam lernen. Die Bibel bringt deutlich zum Ausdruck, dass wahres Lieben kein romantischer Spaziergang ist. Es geht mit Leiden einher, mit Enttäuschungen, Verletzungen und Zweifeln, mit Einsamkeit und Angst.
Das wissen auch andere Religionen. Die Aufforderung, seinen Nächsten zu lieben, für ihn da zu sein, Nachsicht und Gerechtigkeit walten zu lassen, ist auch im Islam, Buddhismus und im Hinduismus (hier als Gebot, keinem lebendigen Wesen zu schaden) stets mit der Aufforderung verbunden, eigene Gefühle wie Schwäche, Neid, Eifersucht, Gier, Hass und Rachlust zu überwinden.
Das Neue Testament stellt dann explizit die Liebe zu Gott und die gelebte Liebe von Jesus als Vorbild für die Nächstenliebe in den Mittelpunkt seiner Botschaft. Gottes Auftrag lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“
Jesus setzt darauf, dass wir, wie er, um die Liebe und ein gutes, gerechtes Miteinander ringen, dass wir über unseren Schatten springen, selbst wenn es aussichtslos zu sein scheint und manchmal unendlich schwer ist.
Lieben ist nichts für Feiglinge. Es erfordert Mut
Deshalb sehnen wir uns bis zuletzt nach Liebe, suchen sie, wo und wie auch immer. Auf dieser Suche suchen wir letztlich uns selbst. Wir wollen wissen, warum wir auf dieser Welt sind. Das kann rat- und hilflos machen und sogar in tiefste Verzweiflung stürzen. Doch die Antwort ist letztlich ganz einfach: Der Sinn des Lebens ist, uns zu erkennen – und in uns den anderen. In der Bibel ist dieses Erkennen gleichbedeutend mit Lieben. Wenn wir uns in unseren Schwächen und Stärken, wie wir sie mit allen anderen Menschen teilen, erkennen und annehmen, können wir liebevoll, mitfühlend und gerecht handeln.
Lieben ist nichts für Feiglinge. Liebe erfordert Mut, Zuversicht, Ausdauer, Opferbereitschaft. Vertrauen wir auf unsere himmlischen Weggefährten und machen uns auf den Weg. Er führt von Gott zu unserem Nächsten und von dort zu uns. Nicht umgekehrt.
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