Halten Sie sich nicht mit dem Zugang-Suchen auf, sondern springen Sie hinein in das Meer! Hilfreich mag sein, dass man sich die Bibelstelle nicht selber aussucht, sondern geben lässt – und das geschieht am einfachsten, wenn Sie jede Woche das kommende Sonntagsevangelium wählen.
Zusätzlich halte ich eigentlich nur mehr eines für wichtig: Wozu lesen Sie das? Um Ihrer Seele Nahrung zu geben! „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Bibel. So wie unser Körper Energiezufuhr braucht, um leistungsfähig zu sein, so braucht auch unsere Seele Energiezufuhr, damit ihr die Lust, da zu sein, nicht ausgeht, damit „die Liebe nicht erkaltet“ (Mt 24,12).
Der Ansprechpartner der Bibel ist unsere Seele – und nicht unser Verstand. Den Verstand dürfen wir nicht ausschalten, wir brauchen ihn, aber nicht er soll befriedigt, sondern unsere Seele berührt wer- den. Unsere Seele ist viel langsamer als der Verstand. Sie muss die Worte bedächtig kauen, schmecken und auskosten. Wenn da steht: „Kommt alle zu mir“, dann braucht unser Verstand keine Sekunde, um zu verstehen, aber unsere Seele kann Minuten dabei verweilen, diese Worte auf sich wirken zu lassen wie ein Resonanzkörper.
Vom „Hörer des Wortes“ werde ich zu einem „Zuhörer meiner Seele“: Was machen diese Worte mit dir, Seele? Ich darf die Worte des Evangeliums nicht auspressen wie eine Zitrone, bis zum letzten Tropfen: „Ihr müsst mehr hergeben – an Gefühl, an Begeisterung, an Zerknirschung, an Freude!“ Nein, da schaltet sich der Verstand ungebührend ein. Wie mein innerer Resonanzkörper reagiert, liegt nicht an mir, und ich kann es mir nicht aussuchen, ich kann es nur erspüren und da sein lassen.
In dieser inneren Haltung gehe ich die ganze Evangeliumsstelle von A bis Z durch. Ich trete ein in ein Gespräch. Und so, wie ich bei einem Gespräch mit einem Menschen nie weiß, was dabei heraus- kommt und ich auch keine Vorschriften mache, was dabei heraus- kommen muss, außer tieferes Einander-Kennenlernen, so gehe ich auch mit der Bibel um.
Manches Mal wird das Gespräch auch frustrierend verlaufen – ich verspreche Ihnen aber, dass es auch anders kommt ... Ein Letztes: Das allein zu tun wie auch mit anderen, regelmäßig, ist der Kern des Glaubenslebens – denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
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