Leben jetzt: Auf den Freundschaftsbänken kommen die Menschen ins Gespräch über Themen, die sie bewegen. Mit wem sprechen Sie?
Frank-Markus Barwasser: Mit meiner Frau, Geschwistern und engsten Freunden. Aber ich mache auch viel mit mir selber aus – diese Fähigkeit halte ich für sehr wichtig. Wenn ich an leider schon verstorbene Familienmitglieder oder Freunde denke, bin ich für mich. Menschen vermissen kann ich wohl besser alleine.
Lj: Was bedeutet Ihnen Freundschaft?
Barwasser: Ich habe eine Handvoll echter Freunde, was schon verdammt viel ist, diese Freundschaften sind mir sehr wichtig, ich sehe sie nicht als selbstverständlich. Extrem schmerzlich ist, dass Freundschaften auch auslaufen, es plötzlich Trennungsgründe gibt. An diesen Trennungen erkenne ich den Wert von Freundschaft. Wenn Freundschaften aufgelöst werden, ist das fast schlimmer als eine Trennung durch Tod.
Lj: Gibt es denn jemanden, an den Sie häufiger denken?
Barwasser: Ja, meinen verstorbenen Großvater. Ich war zwar erst acht Jahre alt, als er starb, und habe somit nicht allzu viele Erinnerungen an ihn. Trotzdem ist er für mich eine Art Vorbild.
Lj: Inwiefern?
Barwasser: Aus Erzählungen über ihn weiß ich, dass er mit seiner Meinung nie hinterm Berg gehalten hat, auch nicht in der NS-Zeit. Er war ein Mann mit ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit. In der NS-Zeit wurde er wegen dieses Verhaltens strafversetzt, in seiner Personalakte sehr negativ und als unzuverlässig beschrieben – „Mangel an politischer Einstellung“ stand da unter anderem. Zu ihm fühle ich eine besondere Verbindung. Natürlich war er auch ein Kind seiner Zeit, hat aber seine humanistischen Ideale auch in schwierigen Zeiten nie verraten.
Lj: „Schwierige Zeiten“ – das ist ein gutes Stichwort. Diese Wochen und Monate, die wir jetzt durchleben, sind für viele Menschen auch nicht leicht. Wie ging – und geht – es Ihnen in der Pandemie?
Barwasser: Ich war natürlich lahmgelegt. Über ein Jahr lang hatte ich keine Bühnentermine. Glücklicherweise konnte meine Frau weiterarbeiten. Ich habe mich währenddessen noch intensiver um unseren 5-jährigen Sohn gekümmert, viel mit ihm unternommen, weil die Kita ja lange geschlossen hatte. Kinder merken sofort, wenn etwas nicht stimmt. Umso wichtiger ist es dann, ein Anker zu sein und trotz allem Sicherheit zu vermitteln. Und so war manches in dieser Zeit am Ende doch so schön, dass ich es nicht missen möchte.
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