Hilfe für Erdbeben-Opfer in der Türkei

Viele Gebäude im Süden der Türkei und im Norden Syriens sind völlig zerstört, das Betreten ist wegen der hohen Einsturzgefahr streng verboten. | Foto: privat

Im Februar 2023 erschütterte ein Erdbeben den Süden der Türkei und Teile Syriens. Die Menschen brauchen Unterstützung – und bekommen sie. Von Helfern wie Michael Tolls

Sofort würde er seine Sachen packen und sich wieder auf den Weg machen. Das steht für Michael Tolls, 38, fest. Im März war er in der Türkei – nicht zum Urlaub machen, sondern um den Opfern des schweren Erdbebens vom 6. Februar zu helfen. Tolls, von Beruf eigentlich Altenpfleger, zögerte nicht lange, als die Anfrage einer Vermittlungsagentur Ende Februar kam: Eine Woche später saß er im Flugzeug, auf dem Weg in die Region Hatay, im Süden des Landes, gleich an der Grenze zu Syrien. Zwei Wochen verbrachte er dort, untergebracht in einem Zelt, weil er und seine Kollegen fürchteten, die Halle, die für sie bereitgestellt wurde, könne einstürzen.

Jeder kann helfen

Viele Hilfsorganisationen waren und sind vor Ort tätig. Tolls war „Operation Blessing“ zugeteilt, einer amerikanischen Organisation, die vor allem Hilfsgüter verteilt. „Jeder kann hier mitmachen und helfen, auch ohne medizinische Fachkenntnisse. Es braucht auch Menschen, die die Kinder unterhalten, sauber machen oder Kleidung und Lebensmittel verteilen“, erklärt Tolls. Er selbst war meist mit einem Ambulanzwagen unterwegs, denn das örtliche Krankenhaus war bei dem Beben schwer beschädigt worden. „Wir hatten viele Patienten mit Atemproblemen, wegen des Staubs in der Luft. Außerdem Verbrennungen von den Öfen, die die Zelte warmhielten und Verletzungen, wenn die Menschen noch einmal in die einsturzgefährdeten Gebäude gegangen sind, um zu sehen, ob sie noch etwas retten können.“ Letzteres ist natürlich streng verboten, aber viele Menschen in der Region sind verzweifelt: Sie haben ihr Leben retten können, aber ohne Ausweispapiere oder ihre Bankkarten kommen sie nicht an ihr Geld, können keine Lebensmittel, Medikamente oder Kleidung kaufen.

Tolls und sein Team waren eigentlich zu Schichten von sechs bis acht Stunden eingeteilt, häufig haben sie sich nach Feierabend aber noch mit der Polizei getroffen und eingekauft, vor allem Unterwäsche und Waschmittel, und diese dann an Bedürftige verteilt. Zu diesen Polizisten hat Tolls bis heute Kontakt, sie schreiben sich regelmäßig, denn er will wissen, wie es mit den Menschen in Hatay weitergeht.

Sie haben ihn berührt: das junge Mädchen, das Ärztin werden will und stolz war, sich selbst den Verband anlegen zu können. Die Familie, die so viel verloren hatte und trotzdem das ganze Team um Tolls zum Abendessen eingeladen hat. Die Frau, die darum gebeten hat, ihr nicht zu viele Hilfsgüter zu geben, damit die anderen Menschen auch noch etwas bekommen. Auch wenn Tolls kein Türkisch spricht - er und diese Menschen haben einander trotzdem verstanden.

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Die betroffenen Gebiete in der Türkei und Syrien. | Foto: Oleg Senkov/Depositphotos

Info

Im Februar 2023 kam es im Südosten der Türkei und im Norden Syriens zu mehreren starken Erdbeben am 6., 20. und 27. Februar. Sie zählen zu den schwersten Beben der jüngeren Geschichte. Fast 60.000 Menschen sind bei der Katastrophe gestorben, rund 125.000 wurden verletzt.

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