Leben jetzt: Der Titel Ihres Buches lautet: „Alles geben. Warum der Weg zu einer gerechten Welt bei uns selbst anfängt“. Was müsste denn Ihrer Meinung nach jeder Einzelne dafür tun?
Neven Subotić: Es gibt viele Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten – und glücklicherweise wird das auch immer mehr Menschen bewusst. Wer sich engagiert, sollte sich nicht am Minimum orientieren, sondern versuchen, alles zu geben. Und nicht nur regional, sondern im globalen Kontext zu denken.
Lj: Als Profifußballer haben Sie ein Luxusleben geführt, das sich Außenstehende nur schwer vorstellen können.
Subotić: Das stimmt. In dieser Phase habe ich mir vieles bei meinen Teamkollegen abgeschaut, mich mitreißen lassen, kaum Eigenverantwortung übernommen. Aber es war sehr befreiend, aus diesem materiellen Konstrukt auszusteigen, wo es hauptsächlich darum ging, welches Auto man fährt, in welcher Villa man wohnt und welche Urlaube man macht.
Lj: Schon 2012, im Alter von nur 22 Jahren, haben Sie sich entschlossen, die Neven Subotic Stiftung zu gründen, die in Kenia, Tansania und Äthiopien dafür sorgt, dass die Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Wie war der Weg dorthin?
Subotić: Ich hatte sehr wenig Kenntnisse, gar keine Erfahrung, musste mich gegen Vorbehalte in meinem Umfeld durchsetzen, warum ich mich beispielsweise nicht einfach nur weiter lokal engagiere. Aber wäre ich den Weg weiter gegangen, hätte ich damit eine sehr limitierende Weltanschauung propagiert, die - wie ich finde - zu nichts führt und sich nicht mit meiner Weltanschauung deckt.
Lj: Kürzlich haben Sie das Bundesverdienstkreuz für Ihr soziales Engagement erhalten, 2019 den Silver Rose Award des Europäischen Parlaments. Ihre Arbeit wird gesehen und anerkannt.
Subotić: Darüber freue ich mich sehr. Diese Auszeichnungen geben den Menschen, die sich bei uns engagieren oder uns unterstützen möchten, eine zusätzliche Sicherheit. Sie zeigen, dass wir von unabhängiger Stelle begutachtet und bewertet worden sind. Und sie können auch für uns manchmal ein Motivationsschub sein - in Zeiten, wo es vielleicht gerade nicht so gut läuft.
Lj: Im vergangenen Sommer haben Sie Ihre Fußballer-Karriere beendet. Wie leben Sie heute?
Subotić: Ich wohne mit meiner Freundin in einer Drei-Zimmer-Eigentumswohnung in Dortmund, die sie von ihren verstorbenen Eltern geerbt hat. Schön, kuschelig, aber nicht extravagant. Heute empfinde ich es als Luxus, wenn wir ab und zu mal essen gehen und ich mich weiterhin privat versichern kann, da Gesundheit für mich enorm wichtig ist.
Lj: Welche Wünsche und Ziele haben Sie noch?
Subotić: Mein größtes Ziel ist es, die Stiftung weiterzuentwickeln. Bis 2025 möchten wir 300.000 Menschen mit unseren Wasserprojekten erreichen. Und parallel möchten wir durch entwicklungspolitische Bildungsprogramme zur Aufklärung der Gesellschaft beitragen.
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