Erstellt von Eva Fischer

Papst Franziskus: Der Missionar auf dem Heiligen Stuhl

Papst Franziskus in einem Fiat 500
Immer unterwegs: Papst Franziskus

Während seines Pontifikats war es Papst Franziskus immer wichtig, zu den Armen, den Vergessenen, den von Umweltkatastropgen betroffenen zu reisen | Foto: All mauritius images

Seit Beginn seines Pontifikats führten ihn seine Wege immer wieder dorthin, wo die Welt sonst wegschaut: zu Menschen, die von Armut, Krieg oder Ausgrenzung betroffen sind. Von der Flüchtlingsinsel Lampedusa über die Taifun-Regionen der Philippinen bis hin zum historischen Besuch im Irak - die Auslandsreisen von Franziskus erzählen von einem Kirchenoberhaupt, das nicht im Zentrum steht, sondern an der Seite der Leidenden

Lampedusa 2013: Ein deutliches Zeichen gegen das Wegsehen

Seine erste Auslandsreise als Papst führte Franziskus im Juli 2013 auf die kleine italienische Insel Lampedusa – einen der Hauptankunftspunkte für Geflüchtete aus Afrika. Nur wenige Tage zuvor waren dort wieder mehrere Menschen auf der Überfahrt im Mittelmeer ums Leben gekommen. Franziskus war sichtlich erschüttert: Er warf einen Gedenkkranz ins Meer, feierte eine schlichte Messe am Hafen und sprach offen von der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, die viele Menschenleben koste. Er klagte nicht an, sondern rüttelte wach – und gab den Namenlosen am Rand Europas ein Gesicht.


Philippinen 2015: Trost nach dem Taifun

Papst Franziskus besuchte auf den Philippinen und dort unter anderem Tacloban – eine der am stärksten vom Taifun Haiyan verwüsteten Städte. Auch die Steyler unterhalten dort eine Schule und ein Krankenhaus. Im strömenden Regen sprach der Pontifex mit Überlebenden und zeigte eindrucksvoll: Die Kirche vergisst die Leidenden nicht. In Manila versammelten sich über sechs Millionen Menschen zur größten Messe seines Pontifikats, rund 30.000 Jugendliche begegneten ihm bei einem bewegenden Austausch. Bis heute wirken die Steyler Missionare auf den Spuren dieses Vermächtnisses weiter – in Müllsiedlungen und Taifunregionen, wo sie den Menschen dauerhaft zur Seite stehen.


Kuba 2015: Brücken der Versöhnung

Als Papst Franziskus 2015 nach Kuba reiste, war das mehr als ein gewöhnlicher Pastoralbesuch – es war ein diplomatisches Signal mit weltweiter Wirkung. Er hatte im Vorfeld im Stillen zwischen den USA und Kuba vermittelt und war damit maßgeblich an der historischen Annäherung beider Länder beteiligt. In Havanna traf er nicht nur Gläubige, sondern auch politische Führer wie Raúl Castro, mit dem er über Wege zu Dialog und Öffnung sprach. In seinen Ansprachen betonte Franziskus die Bedeutung von Versöhnung, Respekt und dem Mut zum Neuanfang. Auch in der religiösen Landschaft Kubas setzte sein Besuch ein Zeichen: Die katholische Kirche bekam wieder mehr Raum.


Myanmar 2017: Ein Besuch während der Rohingya-Krise

Myanmar stand 2017 international unter Druck: Die Verfolgung der muslimischen Minderheit der Rohingya hatte weltweit Empörung ausgelöst. Die Rohingya leben seit Generationen im überwiegend buddhistischen Myanmar, werden aber vom Staat nicht als Bürger anerkannt. Ihnen werden grundlegende Rechte wie Bildung, Bewegungsfreiheit und Staatsangehörigkeit verweigert. Immer wieder kam es zu Gewalt – 2017 eskalierte die Lage: Hunderttausende flohen vor Armeeangriffen ins benachbarte Bangladesch. Papst Franziskus reiste inmitten dieser Krise nach Myanmar. Er rief zu Respekt gegenüber allen ethnischen Gruppen auf und betonte die Bedeutung von Frieden, Gerechtigkeit und religiöser Toleranz – in einem Land, in dem viele bis heute keinen Platz haben.


Bangladesch 2017: Für die Vergessenen sprechen

Während seines Besuchs in Bangladesch 2017 traf Papst Franziskus eine Gruppe geflüchteter Rohingya. In einer öffentlichen Ansprache bat er um Vergebung für das Leid, das dieser Minderheit angetan wurde – im Namen der Kirche und der Menschheit. Es war eine bewusste Entscheidung, die Verfolgten beim Namen zu nennen, nachdem er in Myanmar aus diplomatischen Gründen darauf verzichtet hatte. Neben der politischen Botschaft setzte Franziskus auch ein persönliches Zeichen: Beim Besuch eines Heims für Kinder mit Behinderungen betonte er, dass Fürsorge dort beginnen muss, wo Menschen sonst kaum Beachtung finden.


Irak 2021: Hoffnung zwischen Trümmern

Papst Franziskus war der erste Pontifex, der den Irak besuchte – ein Land, das jahrzehntelang von Krieg, Terror und Vertreibung geprägt war. Trotz der angespannten Sicherheitslage und vereitelter Anschlagspläne reiste er in Städte wie Mossul und Karakosch, wo Christen einst eine starke Gemeinschaft bildeten. Mit seinem Besuch setzte er ein deutliches Zeichen: für interreligiösen Dialog, für die Rückkehr der Vertriebenen – und für die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander.


Kanada 2022: Schuldbekenntnis im Namen der Kirche

Im Juli 2022 reiste Papst Franziskus nach Kanada, um sich im Namen der katholischen Kirche mit den indigenen Völkern zu versöhnen. In Maskwacis, in der Provinz Alberta im Südwesten Kanadas, bat er die First Nations, Métis und Inuit um Vergebung für das Leid, das Kindern in kirchlich geführten Internaten – den sogenannten Residential Schools – zugefügt wurde. Als Zeichen des Respekts erhielt er dort einen traditionellen Kopfschmuck, den er sichtbar bewegten Herzens entgegennahm. Seine Reise war ein historischer Schritt zur Anerkennung jahrzehntelanger Unterdrückung – und zur Heilung tief sitzender Wunden.


Kongo 2023: Hoffnung für ein krisengeplagtes Land

Millionen standen am Flughafen von Kinshasa, als Papst Franziskus zur Messe einlud – doch seine stärksten Worte galten nicht der großen Bühne, sondern jenen, die oft übersehen werden: den Opfern von Gewalt, den Kindern der Straße, den Menschen im Osten des Landes, die unter bewaffneten Konflikten leiden. Mit klarer Stimme forderte er Gerechtigkeit, prangerte die Ausbeutung Afrikas an und rief zum Ende des Vergessens auf. Ganz in diesem Geist engagieren sich auch die Steyler Missionare in Kinshasa – mit ganz konkreter Hilfe für Straßenkinder, deren Alltag sonst kaum Beachtung findet.


Südsudan 2023: Ein ökumenischer Friedensappell

Im Februar 2023 reiste Papst Franziskus gemeinsam mit Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury, und Iain Greenshields, dem Vorsitzenden der Kirche von Schottland, in den Südsudan. Die ökumenische Friedensmission führte sie in ein Land, das seit seiner Unabhängigkeit von Gewalt und Instabilität geprägt ist. In der Hauptstadt Juba rief Franziskus die politische Führung eindringlich dazu auf, den Friedensprozess mit Aufrichtigkeit und Mut weiterzuführen. Besonders eindrücklich war sein Besuch im Flüchtlingslager IDP Camp, wo er Binnenvertriebenen begegnete und ein klares Zeichen setzte: Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden – weder von der Kirche noch von der Weltgemeinschaft.

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