Überleben im Slum: Wie die Steyler in Kenia helfen
Überfälle, Raub, Gewalt: Der Alltag in Soweto – einem Armenviertel Nairobis – ist hart. Rebecca, 34, kämpft jeden Tag aufs Neue ums Überleben – vor allem für ihre drei Kinder
Rebecca Esendi, 34, lebt mit ihren drei Kindern Anne, 9, Eugene, 13, und Purity, 5, in Soweto, einer von vielen Slums in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Die vier teilen sich einen winzigen Raum unter einem Blechdach. Es fehlt an Geld und Lebensmitteln. Aber es gibt auch Hoffnung: Denn die Steyler Missionare helfen Menschen wie Rebecca überall in Soweto, etwa, indem die Kinder in der Arnold-Janssen-Schule eine Chance auf Bildung bekommen.
Alkohol und Drogen gehören zum Alltag
Der Schulweg ist kurz. Trotzdem begleitet Rebecca ihre Kinder jeden Tag, dann macht sie sich auf die Suche nach Arbeit. Geschätzte 60.000 Menschen leben hier auf engstem Raum, genaue Zahlen gibt es nicht. Der Regen hat die nicht asphaltierten Wege, die wie ein Labyrinth die Siedlung durchziehen, in schlammige Pfade verwandelt. Abfall schwimmt in den Pfützen. Die herumstreunenden Ziegen trinken daraus, knabbern am Müll, der überall herumliegt. Es riecht nach Fäulnis und menschlichen Ausscheidungen.
An einer Straßenecke warten Frauen darauf, dass jemand vorbeikommt und einen Job anbietet: Wäsche waschen, Kochen, Putzen, Verkaufen, Frisieren – irgendetwas. Rebecca setzt sich dazu. Manchmal wird sie auch verscheucht, die Konkurrenz ist groß. Zu wenig bezahlte Arbeit für zu viele Menschen.
Umzug in den Slum
Früher wohnte Rebecca in einer besseren, sicheren Nachbarschaft, ihr Mann brachte als Kurierfahrer genug Geld nach Hause. Vor einem halben Jahr zog er zu einer anderen Frau. Seitdem lebt sie mit ihren Kindern in Soweto. Es ist ein typisches Schicksal im Slum. Ein großer Teil der Mütter ist alleinerziehend, in der Macho-Gesellschaft verweigern viele Männer die Verantwortung. Häusliche Gewalt ist weit verbreitet, Hoffnungslosigkeit führt zum Konsum auch harter Drogen und zu Alkoholmissbrauch.
Während ihre Mutter auf Arbeit wartet, sitzt die neunjährige Anne in ihrem Klassenraum der Arnold-Janssen-Schule, die als beste weit und breit gilt. Wie ihr Bruder hat das Mädchen den Umzug nach Soweto schlecht verkraftet. Sie ist in sich gekehrt, nimmt keinen Kontakt mit anderen Kindern auf. In dieser Stunde geht es um Umweltthemen. Bei jeder Frage schnellen die Arme der Schülerinnen und Schüler in die Höhe. Ist die Antwort richtig, wird von allen einmal laut in die Hände geklatscht. Als auch Anne den verdienten Beifall bekommt, lächelt sie zum ersten Mal.
Mietschulden und Schulgelder
Die beiden Großen bleiben auch nachmittags auf dem Gelände der Steyler Missionare. Weil sie hier sicher sind. Und weil es viele Freizeitangebote gibt. Eugene hat Basketball-Training, Anne übt mit anderen Mädchen Tänze, die sie zu den Liedern im Gottesdienst aufführen. Es gilt als etwas Besonderes, Teil einer Tanzgruppe zu sein.
In der Zwischenzeit ist Rebecca zurückgekehrt, um Purity von der Vorschule abzuholen. Wieder einmal war ihre Jobsuche umsonst. Das macht Rebecca große Sorgen: Da sind die Mietschulden, die sich angesammelt haben. Die 30 Euro im Monat kann sie kaum aufbringen. Jetzt hat sie Angst, demnächst mit den Kindern auf der Straße zu stehen. Zumindest das Schulgeld muss sie nicht zahlen. Das wird von den Steyler Missionaren übernommen, die dafür Spender suchen.
Keine Hoffnung mehr auf ein besseres Leben
Für sich selbst habe Rebecca keine Hoffnung mehr, nur noch für ihre Kinder. Vielleicht können sie es ja schaffen und ihren Traum erfüllen: Eugene möchte gerne in die IT, Anne will wie viele Mädchen ihres Alters Lehrerin werden – oder Mode machen. „Sie sind gut in der Schule“, sagt Rebecca. „Eugene ist sogar Klassenbester.“
Als die beiden Großen nach Hause kommen, machen sie ihre Hausaufgaben, darauf achtet Rebecca streng. Noch etwas Maisbrei, dann ist es Zeit fürs Bett. Eugene schläft unten im Stockbett, die Mädchen mit Rebecca oben. Sie kuschelt noch mit allen. Manchmal, gibt sie zu, fehle ihr selbst dafür die Kraft. Sie versucht noch zu beten. Meist schläft sie darüber ein.
Nairobi
Stadt der Gegensätze
4,4 Millionen Einwohner leben in Kenias Hauptstadt, die als Wirtschafts- und Finanzzentrum Ostafrikas gilt.
Korruption ist in Nairobi – wie im ganzen Land – weit verbreitet.
Wer es sich leisten kann, wohnt in einer „Gated Community“, einer speziell gesicherten Wohnsiedlung. Die Superreichen wohnen im Stadtteil Karen, benannt nach Karen Blixen, Autorin von „Jenseits von Afrika“, in parkähnlichen Anwesen.
Etwa 60 Prozent der Bevölkerung leben in einem der über 200 Slums.
Spenden
Wenn Sie einem Kind in Soweto den kostenlosen Schulbesuch ermöglichen oder ein ähnliches Bildungsprojekt unterstützen wollen, können Sie spenden:
DEUTSCHLAND
Steyler Mission
IBAN DE77 3862 1500 0000 0110 09
BIC: GENODED1STB
Stichwort: Patenschaften Kenia
SCHWEIZ
Steyler Missionsprokur
IBAN CH16 0900 0000 9001 3192 2
Kennwort: Schulgeld für Slumkinder
Falls Spendenbescheinigung gewünscht, bitte Adresse angeben