Erstellt von Ursula Mauritz

Versöhnen statt hassen

Versöhnen statt hassen
Versöhnen statt hassen

Eng verbunden: Marcello Martini und Pater Jakob Mitterhöfer SVD an der KZ-Gedenkstätte in Hinterbühl. | Foto: privat

Ein italienischer KZ-Überlebender und ein Steyler Missionar wurden Freunde. Mit einem Buch hat der Pater seinem Vertrauten nun ein Denkmal gesetzt.

„Er war für mich wie ein älterer Bruder“, sagt der Steyler Missionar Pater Jakob Mitterhöfer SVD über seine Beziehung zu Marcello Martini. Im Alter von 14 Jahren wurde der Italiener 1944 von der SS in Florenz gefangen genommen und in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. In einer Außenstelle in der Gemeinde Hinterbrühl bei Mödling musste Martini mit 800 anderen Häftlingen in einer unterirdischen Flugzeugfabrik Zwangsarbeit leisten. Nach der Befreiung Mauthausens durch die US-Armee kehrte er zurück nach Italien, begann ein ­Studium und wurde ein bekannter Flugzeugbauer.

Viele Jahre schaffte er es nicht, über sein Schicksal zu sprechen. Danach sah er es als seine Aufgabe an, Jugendliche über die Schrecken der Naziherrschaft aufzuklären. Mit Gruppen junger Italiener kehrte er zurück nach Hinterbrühl, wo mittlerweile eine Gedenkstätte errichtet worden war. „Der Ort des Grauens war für ihn zu einem Ort der Freundschaft und der Versöhnung geworden“, erinnert sich Mitterhöfer, damals Pfarrer in Hinterbrühl. „Die Gedenkstätte bezeichnete er sogar als sein ‚Sacrario‘, sein Heiligtum.“

Im August 2019 starb Martini. „Als Geste der Versöhnung und des Verzeihens wollte er, dass ein Teil seiner Asche auf der KZ-Gedenkstätte beigesetzt wird.“ Im Oktober 2020 war es so weit: Im Beisein von Martinis Familie wurde eine Gedenktafel enthüllt, unter der seine Asche ruht. Jakob Mitterhöfer hat seinem Freund aber noch ein zweites Denkmal gesetzt: Im Buch „Mit 14 Jahren im KZ“ zeichnet er dessen Leben nach. Vorangestellt hat er ihm einen Satz des Italieners: „Ich wünsche mir einen Zauberstab, um drei Worte für immer auszulöschen: Hass, Gewalt und Rache.“

Weitere soziale Projekte finden Sie in unserer Zeitschrift.

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