Erstellt von Xenia Frenkel

Das Kreuz: Ein Symbol mit weltumspannender Bedeutung

 Das Kreuz ist das zentrale Symbol des Christentums
Das Kreuz ist das zentrale Symbol des Christentums

Das Kreuz: Das bedeutendste Symbol der Weltgeschichte | Foto: Yannick Pulver

Für die einen ist es Ausdruck göttlicher Liebe, Weisheit und Erlösung, manch anderen ein Ärgernis - kalt lässt das Kreuz niemanden

Und dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel sichtbar sein“, heißt es beim Evangelisten Matthäus. Das Zeichen liegt im Band der Milchstraße. Es ist das kleinste der Sternbilder und nur auf der südlichen Erdhalbkugel zu sehen. Den europäischen Seefahrern des 16. Jahrhunderts diente es zur Orientierung, seine vertikale Achse weist verlässlich gen Süden. Den Christen unter ihnen wird der Anblick der vier leuch­tenden Himmelskörper, die man „Kreuz des Südens“ nennt, gewiss auch innerlich Halt gegeben haben. Ein Vergnügen war die Seefahrt damals ja nicht.

Ist es ein Zufall, dass ein paar Sterne das zentrale Zeichen des Christentums nachbilden? Wer weiß das schon. Für das kosmologische Verständnis ist die Kreuzform indes entscheidend: Sie weist gleichzeitig in alle vier Himmelsrichtungen, sie umspannt die ganze Welt. Das Kreuz verbindet Himmel und Erde, Geist und Materie, Seele und Körper. Am Kreuzpunkt heißt es: Hier musst du dich entscheiden. So etwas kann man sich nicht mal eben ausdenken. Es ist genial.

Von der Niederlage zum Siegeszug des Kreuzes

Dennoch: Dass ausgerechnet ein Kreuz einmal zum zentralen Glaubenssymbol werden würde, hätte die frühen Christen, gelinde gesagt, in Erstaunen versetzt. Stand das Kreuz doch damals für abgrundtiefe Schande und schwerste Bestrafung. „Verflucht ist, wer am Holz hängt“, sagt die Bibel. Die Römer nutzen das Kreuz sehr bewusst als Folter- und Hinrichtungsinstrument für Sklaven, Verbrecher und Rebellen.

Sein Siegeszug beginnt erst im 4. Jahrhundert mit Kaiser Konstantin, genauer, mit der Kreuzauffindung durch seine Mutter Helena. Um dieses Ereignis ranken sich nun unterschiedliche Legenden. Manche, wie etwa der bald einsetzende, recht lebhafte Reliquienhandel, künden weniger von Frömmigkeit und Gottesfurcht als vielmehr von dem ausgeprägten politischen und kommerziellen Gespür der Machthaber. Was auch immer sich damals zugetragen hat, eines steht fest: Im Lauf der Jahrhunderte entfaltete das Kreuz eine unglaubliche Strahlkraft, weit über die Grenzen der alten Welt hinaus. Von seiner bewegten Geschichte legt nicht zuletzt die Kunst Zeugnis ab.

Kreuzbube sticht alle

Was dem einen als Zeichen göttlicher Liebe, Weisheit und Vorsehung gilt, ist dem anderen ein Ärgernis. Nur kalt lässt das Kreuz niemand. Entgegen anderslautenden Stimmen kann man es auch nicht mal eben wegdiskutieren. Nach wie vor krönt es Häupter, Kirchturmspitzen und Schlosskuppeln, steht auf Friedhöfen, Berggipfeln und an Bahnübergängen, ziert Flaggen und Wappen, Hals und Ohren, und findet sich in Schulen und Spitälern, was immer mal wieder für Aufregung sorgt.

Das Kreuz begegnet uns als Wegzeichen und „Marterl“, selbstverständlich in der Kirche, aber auch beim Skat. Der Kreuzbube sticht alle! Aus der Sprache ist es nicht wegzudenken, sogar auf Spinnen zeigt sich bisweilen das Kreuz und im Fell des provenzalischen Esels. Diese besonders reizende Rasse erhielt das Kreuzzeichen natürlich am Palmsonntag, als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einritt. So erzählt es jedenfalls die Legende.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Zeitschrift.

 

Zur Rubrik

Das Kreuzzeichen: Stirn Mund Herz

Die Selbstbekreuzung gehört seit dem 2. Jahrhundert zum Glaubensleben der Christen.

Ein Brauch, der auch in der Offenbarung des Johannes aufgegriffen wird. Demnach werden die Erlösten in der Endzeit ein Zeichen ihres Glaubens an sich tragen.

Unterschieden wird das kleine und das große Kreuzzeichen: Ersteres besteht aus drei mit dem Daumen gezeichneten Kreuzchen auf Stirn, Mund und Herz. Die beiden anderen, linke Schulter, rechte Schulter, kamen erst im 11. Jahrhundert hinzu.

Orthodoxe Christen bekreuzigen sich in umgekehrter Reihenfolge: Auf das Bezeichnen der Stirn geht die Hand zum Bauch, danach erst zur rechten, dann zur linken Schulter. Die katholische Praxis ist jünger und hat sich erst im Spätmittelalter durchgesetzt.

Übrigens empfahl auch Martin Luther das Sich-Bekreuzigen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

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