Leben jetzt: Warum sind Sie einst zu den Steyler Missionaren gegangen?
Peter Claver Narh SVD: Bei uns zu Hause gibt es Steyler Missionare in der Pfarrei. Und das Pfarrhaus liegt direkt gegenüber vom Haus meiner Eltern – ich kannte die Steyler Missionare also von Kindheit an. Ich dachte immer: Wenn ich Priester sein möchte, dann so einer!
Christian Stranz SVD: Ich habe nach der Matura verschiedene Orden angeschrieben und im Gebet um Fingerzeige gebeten. Die Rückantworten waren schon da, als ich eine persönliche Einladung eines Steylers bekam, den ich als Achtjähriger kennengelernt hatte. Dass dieser Mann sich nach all den Jahren noch an mich erinnerte, habe ich als besagten Fingerzeig gedeutet.
Lj: Die Steyler sind ja eine sehr diverse Gemeinschaft: zahlreiche Nationalitäten, Kulturen, Projekte. Wie hält man eine so heterogene Gruppe zusammen?
Stranz: In unserer Provinz – also Österreich, Schweiz, Kroatien und Frankreich – führen wir fast keinen SVD-Institutionen mehr. Die meisten arbeiten in Pfarreien. Hier liegt es an den einzelnen Mitbrüdern, an einem guten Miteinander zu arbeiten: Dazu sind regelmäßige Treffen mit persönlichem Austausch und gegenseitigem, respektvollem Interesse wichtig.
Narh: So ein Leben ist eine Herausforderung und gleichzeitig eine große Chance. Wichtig ist, all diese unterschiedlichen Persönlichkeiten und Kulturen ernst zu nehmen, mit ihnen im Dialog zu bleiben – und sich auch immer wieder zu fragen, welche Ängste und Wünsche diese Menschen vielleicht umtreiben.
Lj: Und wie gehen Sie mit Konflikten um?
Narh: Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben, das ist okay. Gibt es Konflikte, müssen wir das Gespräch suchen, fragen, was los ist, und gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.
Stranz: Vielleicht entsteht ein Konflikt ja manchmal auch nicht deshalb, weil Menschen unterschiedliche Meinungen haben, sondern weil die Chemie zwischen ihnen nicht stimmt. Da geht es dann eigentlich um Emotionen – und manchmal kann auch einfach nur eine große Hilflosigkeit und Überforderung hinter einem Konflikt stecken.
Lj: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Steyler Missionare?
Stranz: Eine Gemeinschaft, die nicht einfach einen 08/15-Glauben vor sich hinlebt, sondern wirklich einen Lebens- und Glaubensaustausch pflegt – von Herzen. Und dass die Menschen, die zu uns kommen, das an der Art spüren, wie wir auftreten und miteinander umgehen.
Narh: Ich wünsche mir, dass wir die Zeichen der Zeit sehen und entsprechend agieren können. Dass wir die Bedürfnisse der Mitbrüder vor Ort ernst nehmen können – und dass wir uns auch unsere Internationalität und unsere Interkulturalität zu eigen machen. Dass wir beides nicht nur predigen, sondern auch selbst leben. Man kann nicht geben, was man selbst nicht hat. Wir müssen also selbst von unserer Botschaft überzeugt sein, sie leben und vorleben. Nur dann können wir sie auch in die Welt hinaustragen.