Sicher bewegt sich Monika Röth zwischen den Regalen. „Hier stehen die Krimis, hier haben wir Thriller und Fantasy, dort finden Sie die Belletristik und Sachbücher – und da, gleich beim Eingang, ist unsere Kinderabteilung“, führt sie die Besucher durch ihr Geschäft in der Wiener Kaiserstraße. Die 53Jährige ist blind und gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Günter Rubik Eigentümerin von Österreichs einziger Hörbuchhandlung. Im „Audiamo“ (audiamo.at) finden Kunden auf 113 Quadratmetern 15.000 Hörbücher, zum größten Teil auf CD. Ihre Kunden sind nicht, wie man vermuten würde, in der Hauptsache blinde Menschen. Neben Kindern sind es in erster Linie Buchbegeisterte, die Literatur hören wollen, wenn sie im Auto sitzen, im Haushalt arbeiten oder Sport machen.
„Als Kind war ich eine Leseratte. Ich habe sogar unter der Bettdecke mit der Taschenlampe in meinen Büchern geschmökert“, erzählt Röth. Heute kann sie nicht mehr selbst lesen. Während des Informatikstudiums verlor sie ihr Augenlicht aufgrund einer Erbkrankheit. Doch ihre Liebe zur Literatur blieb. Statt des gedruckten Wortes waren es nun Hörbücher, die ihre Fantasie beflügelten. „Hörbücher waren mir seit der Kindheit vertraut. Statt mir vorzulesen, hat meine blinde Mutter sie mit mir gemeinsam angehört.“
Ein Besuch in London führte sie schließlich in den „Talking Bookshop“, eine reine Hörbuchhandlung. „Ich habe gedacht, so ein Geschäft müsste es in Wien auch geben.“ Gesagt, getan. 2007 mieteten die Wienerin und ihr Lebensgefährte das Geschäftslokal in Wien Neubau. Später kamen ein Laden in Berlin, ein Online und ein Downloadshop dazu. Denn die CD hat ein Ablaufdatum – es gibt kaum mehr Abspielgeräte dafür. „Unsere Stammkunden bleiben ihrem Medium zwar treu, aber die Zukunft ist digital“, weiß Röth.
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