Steyler Schwestern über das Recht auf Selbstbestimmung der Frauen in Indien
Viele Frauen in den Slums von Pune arbeiten für einen mageren Lohn als Hausangestellte, werden schikaniert, erleben häusliche Gewalt. Steyler Schwestern unterstützen sie, damit sie endlich gehört werden. Vor ihrem Ehemann hatte Asha, 47, lange Angst. Das ist nun vorbei
Asha ist zufrieden. Sie wohnt nicht mehr im Slum, sondern besitzt ein eigenes kleines Haus auf dem Land, wo sie mit ihrem Mann lebt. Ihre erwachsenen Kinder haben eine gute Ausbildung.
Sie selbst wollte unbedingt Polizistin werden, doch ihr Bruder verbot es ihr. Stattdessen wurde sie verheiratet. Eine Ehe, aufgebaut auf Lügen. Ihr Mann hatte behauptet, er habe eine gehobene Position, besitze ein Haus. Dabei arbeitete er als Wachmann und das Paar musste im Slum wohnen. Asha besserte das magere Gehalt ihres Mannes auf, indem sie für andere kochte und putzte. Seine Familie dankte es ihr nicht. Die Schwiegereltern schimpften, dass sie nicht genug Mitgift bekommen hätten, beleidigten sie, gaben ihr nur wenig zu essen. „Mein Mann trank, wollte mich loswerden, hat mich geschlagen. Auch mit der Faust ins Gesicht.“
Sie wandte sich an die Mitarbeiter von Streevani, die ihr zur Seite standen. Eine Scheidung wollte sie unbedingt verhindern. Die Schande wäre zu groß. Eines Tages, als er sie wieder bedrohte, schlug sie mit einem Stock zurück. „Seitdem hat er mir nie wieder etwas angetan. Er ist mir gegenüber viel netter geworden und trinkt auch nicht mehr.“
Auch beruflich lief es mit der Zeit besser. Sie nahm an einem Kochkurs von Streevani teil, seitdem kocht sie für Partys mit bis zu 100 Gästen, was besser bezahlt wird als Hausarbeit. Zurzeit verdient sie etwa 170 Euro im Monat. Mithilfe eines Kredits der örtlichen Selbsthilfegruppe, deren Mitglied sie ist, konnte sie sich schließlich sogar das Haus leisten.
Ihre Arbeit hat Asha emanzipiert
Besonders wichtig ist ihr der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen der Haushaltshilfen. „Als eine der Frauen sechs Wochen lang vom Arbeitgeber nicht bezahlt und sogar geschlagen wurde, habe ich mit 20 anderen Frauen so lange demonstriert, bis die Polizei, die meist auf der Seite der Besserverdienenden steht, endlich gehandelt hat.“ Der Beschuldigte habe schließlich bezahlen und sich entschuldigen müssen. In einem anderen Fall organisierte sie einen Sitzstreik für mehr Lohn – mit Erfolg.
Ihr Mann habe dadurch erkannt, wie stark sie geworden sei. „Jetzt lässt er mich die Entscheidungen treffen.“