Leben jetzt: „Ich bin nicht naiv zu glauben, ich könnte die Welt oder die Menschen ändern, aber ich kann mich bemühen, einen Anstoß zu geben und Vorbild zu sein.“ Das schreiben Sie auf Ihrer Homepage. Warum ist Ihnen das so wichtig?
August Schmölzer: Ich möchte gerne meine Lebenseinstellung weitergeben, damit andere sie zum Vorbild nehmen und im besten Fall ebenso handeln.
Lj: Was genau finden Sie denn wichtig?
Schmölzer: Ein gutes Miteinander, mit Respekt, Ruhe, Verständnis und Mitgefühl. Meine Mitmenschen so zu achten, wie ich selbst auch geachtet werden möchte.
Lj: Und der Glaube? Spielt der in Ihrem Leben eine Rolle?
Schmölzer: Ich bin in eine sehr katholische Familie hineingewachsen. In der Volksschule wurde mir ein Idealbild vom liebenden Gott vermittelt, der mit seinem weißen Rauschebart vom Himmel auf mich niederschaut und mich beschützt. Aber die erste Kirche, die ich von innen gesehen habe, war dunkel, und es roch unangenehm nach Weihrauch. Aus den Statuen rann Blut heraus, Jesus hing am Kreuz mit einer Dornenkrone. Diese so unterschiedlichen Bilder gingen für mich als Kind nicht zusammen.
Lj: Und heute?
Schmölzer: Ich empfinde es als Katastrophe, dass den jungen Menschen nicht erklärt wird, was der Glaube bedeuten kann. Dass er ein ungeheures Angebot an uns Menschen ist. Gerade jungen Erwachsenen Seelsorge anzubieten fände ich sehr wichtig. Ihnen zu sagen: Wir, die Kirche, sind für dich da. Stattdessen läuft so vieles falsch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der liebe Gott – wenn er denn existiert – mit der katholischen Kirche, wie sie sich heute gibt, auch nur ansatzweise zufrieden ist.
Lj: Sie sind mit Altbischof Egon Kapellari und mit Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn befreundet.
Schmölzer: Von ihnen kann ich viel über ihre Motivation und Art zu glauben lernen. In unseren Gesprächen, die durchaus auch kontrovers sind, spüre ich, dass es auch ihnen um Frieden, Liebe und ein Miteinander von Mensch zu Mensch geht. Auch sie sind immer noch Suchende.
Lj: Zweimal sind Sie sogar Papst Franziskus begegnet.
Schmölzer: Ja, das war im Rom. Und obwohl Hunderte von Menschen um uns herum waren, hatten wir ein sehr schönes, lustiges und sehr direktes Gespräch. Die Gespräche mit diesem sehr netten und humorvollen Papst haben mir Mut gemacht. Den Heiligen Vater schätze ich sehr.
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