Auf meine mehrwöchige Pilgerreise hatte ich mich sehr intensiv vorbereitet. Besonderes Augenmerk galt meinem neuen Rucksack, der mir im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Rücken lastete. Nicht nur was sich darin befindet, sondern auch wie er gepackt ist, wirkt sich bei einer Wanderung von 10 bis 20 Kilometern pro Tag extrem aus.
Manchmal reichte es, die sperrige Wasserflasche umzupacken, um ein besseres Tragegefühl zu bekommen. Manchmal musste ich etwas zurücklassen, um wieder das Gefühl zu haben, dass ich leichter von der Stelle komme. In vielen Herbergen auf dem Camino gab es sogenannte „Tauschkörbe“.
Dort konnte man brauchbare Dinge, die man nicht mehr wollte, hinterlassen – für andere Pilger. Eine sinnvolle und viel genutzte Einrichtung. Nach und nach verschwanden meine Isomatte, Handschuhe – stattdessen zog ich bei Bedarf meine Ersatzsocken an –, meine Regenhose in den Körben. Nur von einer Flasche orientalischen Körper-Öls, die ich in einem besonders schönen Lädchen unterwegs gekauft hatte, trennte ich mich nie – obwohl sie schwer und unpraktisch war. Aber sie symbolisierte einen kleinen persönlichen Luxus, den ich mir nach jedem Duschen gönnen wollte.
Für mich spiegelt der Camino das wahre Leben wider: Manchmal müssen wir auch den Rucksack des Lebens neu packen. Wir sortieren dann Unnötiges aus, verschenken Überflüssiges und tauschen, was wir zu viel haben.
Schauen wir doch mal gemeinsam hinein in die Rucksäcke unseres Lebens. Halten wir inne und räumen unseren Rucksack komplett aus und betrachten wir die gesammelten Dinge unseres bisherigen Lebens. Fragen Sie sich bei jedem Teil: Brauche ich das wirklich? Wer könnte sich darüber freuen? Oder ist es eine wertvolle Erinnerung, die mir Freude bringt und Mut macht?
Sie werden staunen, was Sie in Ihrem Rucksack alles finden werden. Leicht und beschwingt geht es für Sie nach einer solchen Aktion weiter, und schon nach kurzer Zeit vermissen Sie nichts mehr von den Dingen, die Sie hinter sich gelassen haben.
Je älter – und weiser – wir werden, je größer die Lebenserfahrung, desto gelassener können wir werden. Wir müssen weniger horten und verlassen uns mehr und mehr auf das Gefühl, dass alles so kommt, wie es gut für uns ist.
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