Die Kirchen werden immer leerer. Ein bekanntes Problem. Deshalb braucht es Lösungen. Manche Gotteshäuser werden abgerissen, andere zu Arbeitsplätzen, Wohnräumen, Buchhandlungen. Doch es gibt noch eine Möglichkeit, die zunehmend beliebter wird: Kolumbariumskirchen.
Das Konzept dieser Grabeskirchen lehnt sich an antike Grabkammern an, in denen einst die alten Römer die Urnen ihrer Toten bestatteten. Und das geht nun auch in Kirchen: Manche Sakralbauten werden profaniert und dienen ausschließlich als Urnengräber, andere sind zweigeteilt: teils Kirche, teils Kolumbarium. Für dieses Konzept haben sich auch der Kirchenvorstand und das Pastoralteam der Heilig-Kreuz-Kirche in Siegen entschieden. Irmtrud von Plettenberg ist dort Gemeindereferentin und Trauerbegleiterin. „Unsere Kirche ist ein Ort des Lebens geworden“, erzählt sie.
Den Tod enttabuisieren
Die Umwandlung sei 2021 abgeschlossen worden, 1250 Urnenlegestätten bietet die Kirche seither – 280 davon schon belegt oder vorgemerkt. „Einige Gemeindemitglieder haben ihre Verstorbenen gar in die Grabeskirche umbetten lassen.“ Betritt man heute die Kirche, gelangt man durch die in Blautönen gehaltenen Grabstätten zu einer hellgelben Glaswand, hinter der die eigentliche Kirche liegt. Vom Tod ins Leben.
Hier kommt man schnell ins Gespräch: „Tatsächlich erlebe ich es immer wieder, dass die Hinterbliebenen in der Kirche zufällig miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig Trost spenden.“ Von Plettenberg selbst steht als Trauerbegleiterin ebenfalls zur Verfügung, für Einzel- und Gruppengespräche, oder durch Aktionen und Ausstellungen im Kirchraum: „Ich will den Tod aus der Nische holen.“
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