Erstellt von Xenia Frenkel

Quell der Hoffnung: Was steckt hinter der Weihnachtsbotschaft?

Drei Weise aus dem Morgenland: Caspar, Melchior und Balthasar
Heute würde man von Vielfalt, Integration, Völkerverständigung sprechen:

Caspar, Melchior und Balthasar stehen für die damals bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien. Sie sind Fremde, doch selbstverständlich in das Geschehen an der Krippe integriert. | Illustration: iStock

Was sagt die Bibel eigentlich über Weihnachten? Noch mehr, als wir denken, findet Lj-Autorin Xenia Frenkel

Was soll ich kochen? Was verschenken? Wann den Christbaum kaufen und ihn dann wie dekorieren? In der Adventszeit sind viele Menschen so gestresst, dass sie kaum noch Zeit für die Weihnachtsbotschaft haben. Sie verkommt zu einer rührigen Erzählung, die den Kindern unterm Baum vorgelesen wird. Aber worum geht es eigentlich bei Weihnachten? Bei der Suche in der Bibel stößt man vor allem auf eines: Hoffnung.

„Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan“ …
Was habe ich es geliebt, wenn mich am Morgen des 24. Dezember Pauken und Trompeten weckten. Jedes Jahr legte mein Vater die alte Schallplatte mit Bachs Weihnachtsoratorium auf. Es war unsere kleine, private Generalprobe für den abendlichen Gottesdienst, bei dem ich, damals 12 und das erste Jahr im Kirchenchor, voller Inbrunst den Choral „Wie soll ich dich empfangen und wie begegn dir“ sang. Habe ich das damals als Frage verstanden? Als Frage an mich? Ich weiß es nicht mehr. Doch tatsächlich ist es die zentrale Frage der Weihnachtsbotschaft: Wie gehen wir mit dem Geschenk seiner Liebe um?

Zeit des Schenkens
Heute eile ich am Weihnachtsmorgen für letzte Besorgungen zum Biomarkt und habe das Gefühl, dass zwischen Besorgungen und Bestellungen die eigentliche Weihnachtsbotschaft in den Hintergrund gerät. Da bestelle nämlich nicht ich – Gott, Jesus bestellt bei mir: Ich, wir sollen uns kümmern, seine Liebe tätig weitergeben. Dieser Auftrag reicht weit über Familie, Freunde, Nachbarn hinaus. In der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus tauchen nicht zufällig drei Weise aus dem Morgenland auf. Sie kommen, von einem Stern geführt, nach Bethlehem, um dort dem Jesuskind zu huldigen.

„Es begab sich aber zu der Zeit, als ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging“
Täusche ich mich, oder wird die Weihnachtsgeschichte mitunter wie ein erbauliches Märchen gelesen, aus längst vergangener Zeit? Dabei siedelt sie mitten in der Welt, nennt einen konkreten Zeitpunkt und Ort mit konkreten Menschen. Im Lukas-Evangelium sind mit der Geburt Jesu die politischen Ereignisse der damaligen Zeit verknüpft, um deutlich zu machen, dass es sich hier nicht um irgendeine herzerwärmende Geschichte handelt, sondern um ein Geschehen von weltgeschichtlicher Bedeutung. Eines, das bis heute wirkmächtig ist. Was damals geschehen ist, kann in jeder Gegenwart geschehen. Gott kommt in die Welt. Gegen die Härte des Daseins, gegen das Leiden und die Verzweiflung setzt er Liebe, Gerechtigkeit und Hoffnung.

Die Weihnachtsbotschaft führt Freud und Leid zusammen
Der Philosoph Ernst Bloch sieht in der Hoffnung „eine Bedingung für das menschliche Leben, die eine neue Wirklichkeit schafft“. Genau das vollzieht sich mit der Geburt Jesu. Hoffnungsfroh ist eine Lebens- und Glaubenshaltung, die uns gerade jetzt, wo man angesichts der vielen Krisen und Kriege schier verzweifeln möchte, gut ansteht. Die heute fast vergessene Schriftstellerin Pearl S. Buck schrieb einmal: „Die Hoffnung aufzugeben, bedeutet, nach der Gegenwart auch die Zukunft aufzugeben“.

Doch woher die Hoffnung nehmen, wo gerade so ziemlich alles da draußen droht, in die Binsen zu gehen? Vielleicht indem wir die Weihnachtsgeschichte immer wieder lesen. Auch damals waren die Zeiten mehr als unsicher. Und genau dann wird ein Kind geboren, das so ganz anders ist, als man es sich vorstellt. Auf einmal ist da ein Mensch, der seine Macht aus der Liebe schöpft. Ein Realist, der gegen alle Widerstände Gottes Werk hier auf Erden verwirklicht und keine Sekunde daran denkt, die Hoffnung und den Glauben an das Gute im Menschen aufzugeben.

Ein Strohhalm Hoffnung
Weihnachten ist „Gnade in menschlichen Abgründen“, schrieb einmal der katholische Theologe Karl Rahner. Wozu Weihnachten einlade, sei die Zustimmung zu einem Grundvertrauen in das Leben. Das ist sein Weihnachtsgeschenk. Am 24. Dezember feiern wir nicht uns, sondern die unbedingte und ungeteilte Liebe Gottes, die durch alle Sorgen und Mängel auf das gelingende Leben verweist und ohne Druck und Zwang „wenn nicht, dann aber …“ Raum zum Wachsen gibt.

Im Erzgebirge, in der Lausitz und in Polen legt man zur Erinnerung an das Jesuskind in der Krippe traditionell Stroh unter die Weihnachtsdecke. Legen wir jeden Tag einen Strohhalm Güte, Fürsorge, Hilfsbereitschaft und Trost in seine Krippe. Damit wir und andere Hoffnung schöpfen können.

Uns allen eine gesegnete, fröhliche und hoffnungsfrohe Weihnacht.

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Aus der Bibel

Und siehe, der Stern, den [die Sterndeuter] hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.

Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

(Mt 2,9-12)

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