Manege frei für Familie Weisheit Der Zirkus ist eine eigene Welt mit einem besonderen Zauber. Alles scheint möglich zu sein. Menschen schweben durch die Lüfte, Gegenstände verschwinden und tauchen wieder auf, jemand verspeist Feuer ... Ganz anders als das Theater, das ja immer auch ein wenig erziehen soll, schafft der Zirkus für Jung und Alt einen Raum für Sehnsüchte, Träume und pures Kinderglück. | Foto: Kiki Streitberger
Ohne Vertrauen geht hier nichts. Elf Kinder und 17 Enkelkinder wirken im Zirkusbetrieb von Manuel Weisheit mit. Und wenn nicht gerade Corona ist, tourt die Großfamilie auch noch fast elf Monate im Jahr durch Deutschland und Frankreich.
Alle drei, vier Wochen muss das Palastzelt, das Platz für rund 300 Zuschauer bietet, ab- und an einem neuen Ort wieder aufgebaut werden. Alle helfen mit, jeder Handgriff muss sitzen. Wenn alles klappt, dauert der Abbau keine Stunde. Im Zirkus sind Multitalente gefragt, die vielseitig einsetzbar und sich für keinen Job zu schade sind. Schon die Jüngsten lernen, dass man sich in jeder Hinsicht aufeinander verlassen können muss. | Foto: Kiki Streitberger „Clowns und Kinder sind seelenverwandt, beide haben immer noch einen Fuß im Paradies“, sagte der berühmte Schweizer Clown Dimitri einmal. Der freche Artistik-Clown Dave Weisheit ist jedenfalls am liebsten da, wo viele Kinder sind. Und bei all jenen, die sehr glücklich und sehr traurig sind – so wie Liebende. Während er mit treuherziger Miene und sehr gekonnt von Missgeschick zu Missgeschick stolpert, erobert er im Sturm die Herzen. Doch was so leicht und lustig daherkommt, ist in Wahrheit ein Knochenjob. | Foto: Kiki Streitberger An weißen Bändern, sogenannten Strapaten, die von oben herabhängen, schwebt Mary-Ann Weisheit, „die Königin der Lüfte“, anmutig unter der Zeltkuppel. Artistische Luftdarbietungen, ungesichert in fast acht Metern Höhe, gehören zu den Höhepunkten jeder Show, – und sie bergen große Risiken. Bis ein Kunststück den Weg in die Manege findet, braucht es jahrelanges, konzentriertes Training. | Foto: Kiki Streitberger Viele Schausteller sind sehr gläubig, ihnen ist wichtig, dass Gott an jedem Ort und bei jedem Gastspiel mit dabei ist. Daher haben beide Kirchen jeweils eigene Zirkus- und Schaustellerseelsorger, die Taufen, Kommunion, Konfirmation und Hochzeiten vor Ort vollziehen – traditionell in der Manege. Die Seelsorger bringen dafür einen Altar, das Taufbecken, eben alles andere mit, was man für einen Ritus im Zirkuszelt braucht. Hier werden gleich neun Enkelkinder der Familie Weisheit getauft. | Foto: Kiki Streitberger Wie es sich für eine Artistenfamilie gehört, wird jede Familienfeier zu einer Show. Hier lassen Eltern, Geschwister und Enkel das Geburtstagskind unter großem Jubel und Glückwünschen im Wortsinn hochleben. Nicht nur zu festlichen Anlässen zeigt sich die Familie eng verbunden. Anders wäre die stete räumliche Nähe auch nur schwer auszuhalten. Zwar hat jede Familie ihren eigenen Wohnwagen, doch im Alltag lebt und arbeitet man eng zusammen. Das starke Gemeinschaftsgefühl der Familie basiert auf Liebe und Vertrauen. | Foto: Kiki Streitberger Mary-Ann in ihrem Wohnwagen, den sie sich mit der zwei Jahre älteren Schwester Josephine teilt. Immer mit dabei, ihr Hund Maggie. Er hat keinen Zirkusjob, er ist nur zum Liebhaben da. Die 16-Jährige ist die jüngste Tochter von Manuel Weisheit. Jeden Tag übt sie am Ringtrapez ihre Nummern, die sie sich selbst ausdenkt. Außerdem kümmert sie sich um die zahlreichen Tiere, darunter Pferde, Ponys, Lamas, Laufenten und Schlangen, und bereitet mit Mutter und Geschwistern das Popcorn und Wassereis für die Zuschauer vor. | Foto: Kiki Streitberger
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