Erstellt von Ulla Arens

Stammzellenspende: Chance auf ein zweites Leben

Mit einer Stammenzellenspende Leben retten
Die Heilungschancen bei Blutkrebs sind gut mit einer Stammzellenspende

Zwei Jahre nach der Spende kann man über die DKMS einen Brief an die Empfängerin oder den Empfänger versenden. Manchmal entstehen daraus Freundschaften fürs Leben | Foto: shutterstock

Durch eine Stammzellenspende konnte Dieter Engel, 63, aus Castrop-Rauxel einem Fremden das Leben schenken

„Du bist nun mein älte­rer Bruder.“ Das schrieb mir Zoran in seinem ersten Brief. Damals kannte ich ihn noch nicht. Das Einzige, was ich wusste: Er lebt in Nordmazedo­nien, ist etwa 50 Jahre alt, ver­heiratet, hat zwei Kinder und leidet seit Jahren an Leukämie. Und obwohl zwischen uns keine Verwandtschaft besteht, sind wir doch brüderlich verbunden. Da hat Zoran völlig recht. Denn sein Blut enthält meine Stamm­zellen. Deshalb hat er überlebt.

Schon seit etwa 30 Jahren bin ich in der Deutschen Kno­chenmarkspenderdatei (DKMS) registriert. Man hat mich auch schon mehrmals angefragt, fand dann aber einen besseren Spender. Doch vor bald fünf Jahren wurde es ernst – mei­ne Gewebemerkmale passten genau.

So läuft die Stammzellenspende ab

Fünf Tage lang musste ich ein Medikament einnehmen, das die Stammzellenproduk­tion anregt. Dann wurden mir zwei venöse Zugänge gelegt. Aus einem wurde mir Blut ent­nommen und die Stammzellen wurden herausgelöst. Über den anderen Zugang floss das Blut wieder in den Körper zurück. Es dauerte ein paar Stunden und tat überhaupt nicht weh. Nur in seltenen Fällen wird unter Nar­kose Knochenmark entnommen. Schon einen Tag später wurden Zoran meine Stammzellen transplantiert.

Nach einer Spende gilt eine zweijährige Anonymitätspflicht. Erst danach kann man über die DKMS einen Brief verschicken. Das habe ich getan, ihm ein bisschen von mir, meiner Fami­lie, meinem Beruf als Religions-­ und Sportlehrer erzählt. Bald erhielt ich seine Antwort, in der er mich als Bruder bezeichnete. Die Stammzellenspende hätte nicht nur sein Leben verlängert, sondern mich auch zum Teil seiner Familie gemacht.

Den Lebensretter kennenlernen

Kurz vor Weihnachten 2021 dann das erste Videotelefo­nat, wenn auch mit schlechter Bildqualität. Da saßen dann in Castrop­-Rauxel und Skopje zwei komplette Familien vor dem Laptop. Auf Englisch konnten wir uns ganz gut verständigen. Zu wissen, dass er gesund ist, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen – das war das größte Geschenk, das man mir machen konnte. Seitdem haben wir Blutsbrü­der regelmäßig Kontakt, reden über alles mögliche. Über den Glauben, der uns beiden wichtig ist. Über Fußball – eine Leiden­schaft, die wir teilen. Über sein Leben als Frührentner, weil er seinen Beruf als Schlosser nicht mehr ausüben kann. Und über das große Glück, dass ich ihm helfen konnte.

Im vergangenen Jahr haben meine Frau und ich ihn und seine Familie in Skopje besucht. Am Flughafen nahmen wir uns das erste Mal in den Arm. Ein ganz besonderer, ergreifender Augenblick für uns beide. Eine Woche wohnten wir bei ihnen in ihrem kleinen Häuschen; ein Hotel zu nehmen hätten sie als Beleidigung empfunden. Wir wurden bei allen Verwandten herumgereicht, jeder wollte „Danke“ sagen. Mein Bruder und ich nennen es eine Fügung, was da zwi­schen uns passiert ist. Und es könnte noch viel mehr solcher Fügungen geben, wenn sich mehr Menschen registrieren lassen würden.

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Mit seiner Stammzellenspende hat Dieter Engel einem Fremden die Chance auf ein zweites Leben geschenkt. Er würde sich freuen, wenn sich noch mehr Menschen registrieren lassen.

Gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren können sich hier in wenigen Schritten anmelden. Sie erhalten ein Registrierungsset nach Hause geschickt.

In über 90 Prozent der Fälle werden die Stammzellen peripher entnommen. In einem ambulanten Termin werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren (Apherese) aus dem Blut gewonnen. Ähnlich wie bei der Blutspende wird ein Zugang in beide Armvenen gelegt.

 

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