Erstellt von Ulla Arens

Steyler kämpfen für die Rechte argentinischer Ureinwohner

In Argentinien unterstützen die Steyler die Guaranì.
In Argentinien unterstützen die Steyler die Guaranì.

In Südamerika leben die Guaraní im Einklang mit der Natur. Doch ihr Lebensraum wird immer kleiner. | Foto: All mauritius images

Seit Hunderten von Jahren wird das indigene Volk der Guaraní verfolgt, seine Wälder werden gerodet. Auch in Argentinien, wo die Guaraní-Kinder in Steyler Schulen lernen. Und wo die Steyler gleichzeitig alles dafür tun, damit das Volk seine Kultur behält

Die Guaraní haben heutzutage kein eigenes Land mehr, und es ist ein Leben voller Übel, das es führen muss. Etwa 225.000 Guaraní leben in Südamerika: in Brasilien, Paraguay, Bolivien und Argentinien. Seit die Europäer im 16. Jahrhundert begannen, diese Länder zu besiedeln, wurden die Guaraní vertrieben, versklavt, ausgegrenzt und ermordet. Viele starben an Krankheiten, die die Weißen einschleppten.

Geändert hat sich bis heute leider nicht viel. „Noch immer werden Guaraní diskriminiert“, sagt die Ethnologin Dr. Mona Suhrbier. „Sie sind abhängig vom Wohlwollen der Weißen, für die sie oft unsichtbar sind.“ Es grenzt an ein Wunder, wie dieses Volk es geschafft hat, dennoch seine Kultur zu bewahren, wenn auch oft im Verborgenen.

Zerstört ist ihre Umwelt dennoch; Vor allem fehlen den Guaraní die Wälder, die sie als Lebensraum brauchen. Auch in Misiones, im Nordosten Argentiniens, wo sich die Steyler Schwestern für die Guaraní vom Stamm der Mbya einsetzen. Die Bäume mussten dort Platz machen für Monokulturen: den Anbau von Tee, die Yerbapflanze, aus der das Nationalgetränk Mate gemacht wird, Tabak und sogar Nadelbäume. Was für Außenstehende wie Urwald aussieht, ist es oft nicht mehr. Der Wald, von dem die Guaraní sich ernährten, ist ausgeblutet. Tiere zum Jagen gibt es in Misiones kaum noch.

Leben im Einklang mit der Natur

Die Guaraní betreiben Landwirtschaft, bauen Maniok, Süßkartoffeln, Mais und Früchte an. Gelegentlich helfen sie Bauern bei der Tee- oder Yerba-Ernte. Etwas Geld verdienen sie sich auch mit ihren handwerklichen Arbeiten, den mit großem künstlerischen Geschick geflochtenen Körben oder geschnitzten Holzfiguren, die sie Touristen anbieten.

Weil sie im Einklang mit der Natur leben, nehmen sich die Indigenen von ihr nur, was sie auch wirklich brauchen. Und wenn sie Tiere töten müssen, erklären sie die Notwendigkeit vorher in einem Ritus. Über das Nötige hinausgehender Besitz sei ihnen fremd, so Suhrbier. Den bräuchten sie auch nicht, weil sie immer bereit sein wollen weiterzuwandern. „Die Guaraní erscheinen äußerlich arm, aber innerlich sind sie sehr reich.“

Die Gemeinschaft hat einen hohen Stellenwert

Diesen inneren Reichtum zu bewahren – dabei unterstützen Steyler Schwestern die Guaraní. Sie engagieren sich für den Erhalt ihrer Kultur, für ein eigenständiges Leben in Würde. „Die Guaraní sind in jeder Hinsicht benachteiligt“, sagt Schwester Ana Gertrudis Benitez SSpS, die seit über 30 Jahren in Misiones lebt. „Der Grund, auf dem sie leben, gehört dem Staat oder Unternehmen. Manche Dörfer haben weder Wasser noch Strom.“

Vor 30 Jahren begann Pater Josef Marx SVD mit der Bildungsarbeit für die Guaraní, gründete die ersten Grundschulen. Seit seinem Tod führt Schwester Ana die Arbeit weiter. Inzwischen leitet sie zehn Grundschulen und eine weiterführende Schule, mit denen sie einen Spagat versucht: den Guaraní ein besseres Leben zu ermöglichen, ihnen die Chance der Teilhabe an der argentinischen Gesellschaft zu geben. Und dafür zu sorgen, dass dabei ihre jahrtausendealte Kultur überlebt.

Eine Schule für die Guaranì

Die Schule „Padre José Marx“ liegt im Dorf Guaporaity, benannt nach einem Früchte tragenden Baum, weit abseits der Asphaltstraßen. Etliche Kilometer geht es über unbefestigte Wege aus roter Erde, die links und rechts von subtropischem Wald gesäumt werden, bis man auf die Siedlung trifft. 27 Familien leben hier in Hütten aus Holz oder Lehm, die auf gerodeten Flächen errichtet wurden. Das einzige Gebäude aus Stein ist die Schule. Hier werden mehrere Jahrgänge in einem Raum unterrichtet. Wie alle von Schwester Ana geleiteten Grundschulen ist sie zweisprachig (hier lernen die Kinder Spanisch) und interkulturell.

An jeder Schule arbeitet auch eine Lehrkraft, die zum Volk der Guaraní gehört. Sie hilft beim Übersetzen der Muttersprache – und bei ganz praktischen Dingen. „Unser Lehrer bringt uns bei, wie man eine Hütte baut und Fallen stellt“, erzählt der zehnjährige Elias und strahlt. Wie alle Guaraní trägt der Junge einen spanischen Vornamen, hat aber noch einen zweiten, geheimen „Seelennamen“, der mit der Seele auf die Welt kommt. „Wir lernen auch, wie man Körbe flicht und Pfeil und Bogen herstellt“, fügt Alex, 12, hinzu. „Und der Lehrer zeigt uns, wie man auf die Jagd geht.“

„Die Kinder kommen mit Freude zum Unterricht“, sagt Schwester Ana stolz. „Etwa vier oder fünf aus jeder Klasse gehen später auf die weiterführende Schule.“ Auch die landwirtschaftlichen Oberschulen, die ebenfalls von Steylern geleitet werden, stehen ihnen offen. Viele der Kinder werden später Hilfslehrer oder sie machen eine Ausbildung zu einer Art Krankenpfleger. „Einige haben es auf die Universität geschafft, einer ist Arzt geworden“, sagt Schwester Ana. „Nach dem Studium kommen sie zurück, um für ihre Gemeinschaft da zu sein.“

Alex will Lehrer werden. Oder Polizist. Und Elias träumt den Traum aller Guaraní: „Ich möchte glücklich sein.“

Mehr zur Arbeit der Steyler Missionare erfahren Sie in der deutschen und österreichischen Ausgabe unserer Zeitschrift.

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Sr. Ana ist gerne für die Guaranì da.
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Die Steyler Schwester Ana unterstützt die Guaranì und sagt: "Sie sind die friedfertigsten Menschen, die ich kenne." | Foto: SVD

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