Erstellt von Michael Kreuzer SVD

Warum hat Gott Hiob so auf die Probe gestellt, Pater Kreuzer?

Warum hat Gott Hiob so auf die Probe gestellt, Pater Kreuzer?
Warum hat Gott Hiob so auf die Probe gestellt, Pater Kreuzer?

Warum lässt Gott so viel Leid zu?, fragen wir uns oft. Pater Kreuzer weiß Rat. | Bild: shutterstock

Nicht immer erschließt sich der Inhalt der Bibel beim ersten Lesen. Darum haben wir den Steyler Pater Michael Kreuzer gebeten, sie uns zu erklären.

Hiob ist eine erfundene literarische Figur, um an ihr das Theodizee-Problem abzuhandeln: die Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids in der Welt. Dass Hiob eine „Hiobs-Botschaft“ nach der andern erreicht, ist also ein Stilmittel, um das Leid, das Hiob trifft, übergroß zu malen.

Warum lässt Gott so viel Leid zu? Wer jetzt glaubt, dass uns das Hiobbuch eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage liefert, der hat sich geirrt. Das Buch lässt die Freunde zu Hiob kommen, und sie alle betätigen sich als große Theologen, die weise Reden in akademischer Gelehrtheit schwingen, um dem Leid Sinn abzugewinnen.

Am Ende trifft sie das vernichtende Urteil Gottes selbst: „Ihr habt nicht recht von mir geredet.“ Damit ist jeder Versuch, die Frage akademisch, in einem gelehrten Traktat abhandeln zu wollen, abgetan – allerdings sind auch diejenigen abgewimmelt, die sich in ihrem Lehnstuhl bequem zurücklehnen und die Frage von Theologen beantwortet haben wollen.

Zwischen den Reden der Freunde ergreift immer wieder Hiob das Wort – meistens klagend-anklagend bis hin zur blasphemischen Rede gegen Gott (vgl. 9,22-24). Am Ende wird das aber von Gott ausdrücklich gutgeheißen, im Gegensatz zu den Reden der Freunde. Damit sagt das Hiobbuch: Nicht die verstandesmäßige Erklärung, sondern das Gebet, die Klage bis hin zur Anklage Gottes, ist der rechte Umgang des Menschen mit dem Leid. Das heißt aber im Klartext: mit IHM, mit Gott, in Beziehung bleiben, trotz des Leids! Nur wer das tut, wie Hiob, wird auch im Leid eine Antwort von Gott erfahren, wie Hiob.

Die Antwort Gottes auf Hiobs Klage fällt sehr ausführlich aus, sie umfasst zwei Kapitel (38-39). Man möge sie selbst nachlesen, darf dabei aber keine den Verstand befriedigende Erklärung des Leids erwarten.

Sie liegt nicht in erster Linie in den Worten, sondern in der persönlichen Begegnung mit Gott („im Wettersturm“). „Vom Hörensagen nur hatte ich von dir gehört. Jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.“ Wenn Hiob am Schluss sagt: „Hör doch, ich will dich fragen, du belehre mich!“, ist aus dem „Rebellen Hiob“ der „neugierige Schüler Gottes“ geworden. Weiter können wir’s nicht bringen!

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