Wenn die biblischen Autoren damals (um 500 v. Chr.) gewusst hätten, was uns heute (2000 n. Chr.) technisch möglich ist und moralisch erlaubt erscheint, dann hätten sie diesen Satz anders formuliert! Er steht im Buch Genesis 1,28 und meint dort: „Besiedelt und bebaut die Erde!“ Baut euch Häuser und besorgt euch, was ihr dazu braucht, aus der Natur. Zieht Nahrung aus der Erde, betreibt Ackerbau. Macht euch Eisenwerkzeuge. Ihr dürft eurem Esel Lasten auflegen und euren Ochsen vor den Pflug spannen. – Aber sicher nicht hat es für die biblischen Schriftsteller geheißen: Rodet den Amazonas kahl. Fischt das Meer leer und füllt es mit eurem Plastikmüll. Baut euch Atomkraftwerke und Atombomben. Blast unbegrenzt CO2 in die Atmosphäre. Quält Schimpansen, um eure Kosmetika zu testen, usw. usf.
Liebe Leserinnen und Leser, was für ein Paradox! Einerseits ist der Mensch das begabteste Wesen der Schöpfung und so gesehen wirklich ihre „Krone“ – andererseits zeigt unser Umgang mit der Natur und mit der Tierwelt, wie lebenszerstörerisch statt lebensförderlich wir diese unsere höchste Begabung einsetzen! Bis heute weiß der Mensch – als einziges Lebewesen! – nicht, wie er sich nicht über das Ganze erhebt, sondern in das Ganze richtig einfügt. Wenn das nicht der Beweis ist, dass wir unfertig sind! Wir haben das Wichtigste – „Menschlichkeit“ – noch nicht ausreichend erlernt. Die ganze Schöpfung seufzt und liegt in Wehen (vgl. Röm 8,22); sie wartet sehnsüchtig darauf, dass der fertige, neue Mensch geboren wird. Wenn wir so weit sind, dann „tut man nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen mehr auf meinem ganzen heiligen Berg: denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist“ (Jes 11,9).
Wenn die biblischen Autoren damals gewusst hätten, was uns heute technisch möglich ist und moralisch erlaubt erscheint, dann hätten sie den Satz vermutlich so formuliert: „Fügt euch mit eurer außerordentlichen Begabung ein in die heilige Wirklichkeit, sodass ihr in sie ganz wunderbar hineinpasst!“