Erstellt von Michael Kreuzer SVD

Wie können wir uns das ewige Leben vorstellen, Pater Kreuzer?

Wie können wir uns das ewige Leben vorstellen?
Wie können wir uns das ewige Leben vorstellen?

Ein Kind spielt ohne Angst mit dem Löwen - sieht so das Paradies aus? Pater Kreuzer hat Antworten. | Bild: shutterstock

Nicht immer erschließt sich der Inhalt der Bibel beim ersten Lesen. Darum haben wir den Steyler Pater Michael Kreuzer gebeten, sie uns zu erklären.

Einmal war ich zu einer Bibelrunde eingeladen, die abends bei einem jungen Ehepaar mit zwei Kleinkindern stattfand. Die Kinder waren schon im Pyjama, sie durften nur noch eine kleine Weile im Wohnzimmer auf dem Fußboden spielen (während wir schon mit der Bibelrunde anfingen), ehe sie Punkt acht ins Bett verschwinden sollten.

Wir lasen Jes 11,1-9: „... Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther beim Böcklein ... Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange ...“

Am nächsten Abend, wieder vorm Schlafengehen, hat der fünfjährige Bub seine Mutter gelöchert: „Wird das wirklich so sein? Ein Kind spielt mit einer Giftschlange, ganz ohne Angst? Ein kleiner Bub passt auf einen Löwen auf? Und was habt ihr da noch gelesen?“

Als die Mutter mir das erzählt hat, war ich verblüfft. Er muss in seinem Spiel nebenbei zugehört haben, was da so in der Erwachsenenrunde abläuft; dann aber haben die Bilder des Jesaja ihn erreicht, er muss seine Ohren gespitzt haben und hat die Bilder in sich eingelassen. 24 Stunden später sind sie wieder aufgetaucht ...

Die Bibel redet vom Reich Gottes nur in Bildern, auch Jesus spricht nur in Gleichnissen, in Geschichten. Die aber sind so kräftig, so einprägsam, so sprechend, dass sie ein fünfjähriges Kind packen und zum Nachdenken bringen ...

Wie können wir uns das ewige Leben vorstellen? Das Jenseits liegt nicht völlig jenseits unserer Vorstellungskraft, es liegt auch nicht völlig außerhalb unserer Erfahrung. Weil es nämlich hier auf Erden beginnt. Der Bibel sind sogar diese irdischen Anfänge des Himmelreichs viel wichtiger als das, was drüben in Vollendung sein wird.

Die Bilder Jesajas vom „Tierfrieden“ sagen: Himmel wird es, wenn „Raubtiere“ zahm werden, wenn „starke Menschen“ die „schwachen“ nicht mehr fressen, sondern mit ihnen auskommen, ohne sie zu verletzen, wenn sogar der wehrloseste Mensch („Säugling“) und das hinterlistigste und gefährlichste Tier („Giftschlange“) konfliktfrei miteinander umgehen.

Und sie sagen: Schaut’s zu, dass ihr dem Himmel (hier auf Erden) näherkommt! Denn das himmlische Jerusalem wird aus lauter Ziegeln gebaut, die hier auf Erden gebrannt werden!

Zum Beispiel wird es so sein: wie eine Mutter, ihr Fünfjähriges und Jesaja ins Gespräch vertieft ...

Mehr kluge Texte der Steyler lesen Sie in unserer Zeitschrift.

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