Der Steyler Ort der Hoffnung in Argentinien
Für Menschen in Not Häuser und Schulen bauen – das war der Plan von Pater Juan Markiewicz SVD. Aus der kleinen Siedlung in der argentinischen Provinz Misiones, mit der alles vor etwa 50 Jahren begann, ist längst eine richtige Stadt geworden. Wir haben uns vor Ort umgesehen und verraten, was es für eine Bewandtnis mit diesem Namen hat
Der Lebenstraum von Pater Markiewicz SVD ist Realität geworden: Menschlichkeit durch Glauben, Wohnen und Bildung. Der argentinische Priester mit polnischen Wurzeln Pater Markiewicz SVD hat seinen Herzenswunsch verwirklicht: „Menschen mehr zu Menschen werden lassen.“ Sein Ansatz verbindet den christlichen Glauben mit sozialer Verantwortung – durch sicheres Wohnen und hochwertige Bildung fördert er nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit.
Die Not damals, Anfang der 70er-Jahre, war groß. Die Bewohner des Randgebiets der argentinischen Stadt Posadas, wo er als Seelsorger tätig war, lebten unter menschenunwürdigen Bedingungen. Ihre Holzhütten versanken bei Regen im Schlamm. Es gab weder sauberes Wasser noch Strom, keine Schulen für die Kinder, keine medizinische Versorgung für die Kranken, keine Arbeit. Das wollte der als sehr bescheiden geltende und tief gläubige Priester nicht hinnehmen. Sein Plan: ein Grundstück kaufen, um darauf zu bauen. Doch woher sollte das nötige Geld kommen? Von Schwester Franziska Hohenwieser, die er während seines Studiums in Deutschland kennengelernt hatte, kam die zündende Idee. In einer katholischen Zeitung schaltete sie eine Anzeige: Haare gesucht. Die wollte sie an Perückenhersteller verkaufen. Hunderte Frauen aus Deutschland schnitten sich für den guten Zweck die Zöpfe ab. Von den 18.000 Mark, die auf diese Weise zusammenkamen, kaufte Pater Markiewicz 12 Hektar Land. Damit stand der Name der geplanten Siedlung fest: Villa Cabello – das Haar-Viertel.
Eine Stadt entsteht: Mit Schulen und bezahlbaren Wohnungen
Tatkräftig begann Pater Markiewicz 1973 mit seinem Projekt, das für etwa 100 Familien, wie er sagte, „eine Heimat schaffen“ sollte. Zuerst wurde ein 102 Meter tiefer Brunnen gebohrt, um sauberes Trinkwasser zu bekommen. Die ersten Häuser entstanden. Als Nächstes gründete er eine Fabrik zur Herstellung von Betonsteinen, die auch für den Bau einer Kirche, einer Schule, eines Krankenhauses und eines Supermarkts verwendet werden sollten. 50 Menschen fanden dort Arbeit. Als die Fabrik wegen einer Wirtschaftskrise geschlossen werden musste, verkaufte er einen Teil eines Geländes an die Stadt und sorgte dafür, dass dort über 400 Häuser mit Sozialwohnungen gebaut wurden. Die konnten dann sehr günstig gekauft werden. Sport- und Spielplätze kamen dazu, auch an Grünanlagen wurde gedacht. Die Siedlung wuchs. Immer mehr Menschen zog es wegen der guten Infrastruktur zur Villa Cabello. Jetzt, etwas über 50 Jahre später, ist die Siedlung zu einer Vorstadt von Posadas mit etwa 80.000 Einwohnern angewachsen.
Das Projekt wurde im Jahr 1999 in eine Stiftung überführt, die sich der Bildung der Kinder widmet: mit einem Kindergarten, zwei Grundschulen, einer weiterführenden Schule und einer Abendschule für Erwachsene. Auch in anderen Städten der Provinz Misiones betreibt die Stiftung Schulen. Seit dem Tod von Pater Markiewicz 2016 wird diese von Pater Giberto Cabrera Salares SVD geleitet. Leicht ist seine Aufgabe nicht, denn es muss einiges investiert werden, um die Gebäude instand zu halten und den Schulbetrieb zu gewährleisten. Besonders wichtig: die Finanzierung von Stipendien. Denn obwohl die Schulgebühren sehr gering sind, können die Eltern sie nicht immer bezahlen. Leidtragende sind dann die Kinder, die keine Bildung erhalten. Die Inflation in Argentinien hat wieder viele Menschen in die Armut getrieben, neue Probleme kommen hinzu – zerrüttete Familien, Drogen. Auch darum kümmert sich die Stiftung – mit psychologischen Teams und Workshops. Damit die Villa Cabello auch ein Ort der Hoffnung bleibt.
Misiones ist eine der 23 Provinzen Argentiniens. Sie liegt im Nordosten des Landes, nahe an Brasilien und Paraguay. Wie überall im Land leiden die Menschen dort unter der schlechten Wirtschaftslage. Auch wenn die Inflation durch die Maßnahmen des neuen Präsidenten Javier Milei zurückgeht – seit seinem Amtsantritt ist die Armutsquote um 11 Prozent auf rund 53 Prozent gestiegen.
Spenden
Wenn Sie die Bildungsarbeit der Villa Cabello Stiftung (oder ähnliche Projekte) unterstützen wollen, können Sie spenden:
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