„Eine Autobiografie ist nicht unsere private Geschichte, sondern vielmehr das Gepäck, das wir mit uns herumtragen“ So steht es in der Einleitung von „Hoffe“, und was dieser Satz bedeutet, zeigt sich im Verlauf des Buches, wenn Franziskus eingeht auf Kritik und Kontroversen – das Gepäck, wie er es nennt –, die sein Pontifikat belastet haben. Er habe „viele Fehler“ gemacht, gesteht er, und es zeichnet diesen warmherzigen, emotional so klugen Papst aus, dass er seine Fehler, darunter auch die privaten, ganz persönlichen benennt und bemerkenswert offen und ehrlich schildert. Und um es gleich zu sagen, ich habe mich auf keiner der rund 380 Seiten gelangweilt. Im Gegenteil, zwischendurch musste ich immer mal wieder laut lachen.
Die Erinnerungen an Eltern, Geschwister, Großeltern, an die Kinder- und Jugendjahre in den späten 1930er und 40er Jahren, nehmen gut die Hälfte des Buches ein. Hier begegnet einem unmittelbar der Mensch Franziskus, Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien, der von sich sagte: „Im Herzen bin ich ein Bürger“. Einer der Fußball liebte und Filme, insbesondere die des Neorealismo, der in der Schule kein Streber war und seit seinem zehnten Geburtstag regelmäßig unter „melancholischen Anfällen“ litt.
Ein Papst, der sich gegen Armut, Korruption und Klimakrise engagiert
Im zweiten Teil des Buches legt Franziskus, zugleich behutsam und klar, den Finger in die Welt-Wunde, macht auf die viele Anliegen aufmerksam, für die er sich international hartnäckig eingesetzt hat: Die Armut, die er bei seiner Arbeit mit den Ausgegrenzten in den Elendsvierteln von Buenos Aires erlebte, die Verwüstungen durch die Klimakrise, wie er sie auf seinen Reisen als Papst erlebte, die Korruption der Kultur und die Bedrohung junger Menschen durch unregulierte Medien.
„Hoffe“ ist keine historische Biografie, kein „letztes Testament“, auch kein Versuch, für eine einzige, große Vision einzutreten. Das würde auch gar nicht zu Franziskus passen. Seine Autobiographie ist das sehr lebendige Lebenszeugnis eines ebenso bedeutenden wie bescheidenen Menschen, die einen tiefen Einblick in die Menschlichkeit, Weisheit und Verletzlichkeit dieses Papstes gewährt. Es gibt viele kleine Geschichten, die mich tief berührt haben und mir im Gedächtnis bleiben werden.