Erstellt von Xenia Frenkel

Papst Franziskus: Ein Rückblick auf sein Leben

Papst Franziskus geht am Stock
Franziskus' letzte Wochen im Amt waren geprägt von Krankheit

Im Alter von 88 Jahren ist Papst Franziskus gestorben - wir blicken zurück auf ein langes Leben im Dienst der Kirche | Foto: Filippo Monteforte/AFP

„Fratelli e sorelle, buonasera“ – Brüder und Schwestern, guten Abend. Noch nie hat sich ein neu gewählter Papst mit so schlichten Worten an die Gläubigen gewandt. Noch nie hat sich ein Papst nach dem Bettelmönch von Assisi benannt. Noch nie kam ein Papst aus Lateinamerika. Als ihm nach der Wahl die versammelte Geistlichkeit gratuliert, scherzt Franziskus: „Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen“

Von Anfang an macht Papst Franziskus klar, dass er das Amt des Papstes auf seine Weise führen wird – ohne sich von Traditionen bestimmen zu lassen. Was er zu tun hat, bestimmt er selbst. Und er belässt es nicht bei Worten: Die Kirche muss, in seinen Augen, aus sich he­rausgehen, an die Ränder und Grenzen der menschlichen Existenz. Seine erste Reise führt ihn nach Lampedusa zu den Bootsflüchtlingen. Im Dezember letzten Jahres, bei der Wiedereröffnung von Notre-Dame in Paris, sitzt Franziskus nicht an prominenter Stelle zwischen internationalen Honoratioren – er besucht in Ajaccio einen Kongress zur Volksfrömmigkeit.

Franziskus will eine Kirche für die Menschen, für die Armen, Geschundenen, Verzweifelten. Bereits in den ersten Stunden seines Pontifikats setzt er auf eine ganz eigene Symbolsprache. Dazu gehört der Verzicht auf große Autos, auf die Wohnung im Apostolischen Palast, die rote Fußbekleidung. Seine Schuhe, schlicht und schwarz, stammen seit über 40 Jahren aus demselben orthopädischen Schuhgeschäft am Stadtrand von Buenos Aires.

Ein Auge für die Leiden durch Armut, Klimawandel und Krieg

Franziskus stellt die Probleme der südlichen Hemisphäre auf die Tagesordnung. Er hat keine Scheu, den Finger in die Wunde zu legen: Schaut her, das da – die Armut, die Ungerechtigkeit, Verfolgung, Vertreibung, Krieg – hat auch mit euch und eurem Leben zu tun. Klimawandel und Umweltzerstörung treiben ihn um, auch weil er darin klar die katastrophalen sozialen Folgen erkennt. Mit ihm wird die Kirche zur Weltkirche und ist nicht länger nur eine europäische.

In seiner eigenen Verwaltung hat Franziskus vieles auf den Kopf gestellt. Die Kurie soll nicht länger Kommandozentrale, sondern Dienstleisterin für die Ortskirchen sein. Der neuen Verfassung zufolge können Spitzenjobs auch Laien übernehmen. Er holt viele Frauen in verantwortungsvolle Positionen. Es ist eine stille Revolution.

„Kirche ist weiblich“, sagt Franziskus. „Wenn wir Kleriker nicht begreifen, was eine Frau ist, was die Theologie einer Frau sein kann, werden wir nie verstehen, was die Kirche ist.“ Die Herzen fliegen ihm zu. Man spürt: Er mag die Menschen. Unbefangen geht er auf sie zu, küsst Babys, segnet Kinder, umarmt Alt und Jung und ruft den Armen zu, sich niemals entmutigen zu lassen.

Ein Papst der Hoffnung

Er weiß, dass wir in einer Zeit leben, in der es schwer ist zu hoffen. Trotz allem die Hoffnung zu stärken, darin sieht Franziskus eine der zentralen Aufgaben der Kirche. Nicht zufällig trägt seine Autobiografie den Titel­ „­Hoffe“. Darin heißt es: „Der beste Wein wird noch serviert.“ Der Kirche ein weniger machtvolles, dafür menschlicheres Gesicht geben, eines, das den Evangelien deutlicher entspricht – das ist Franziskus’ größter Wunsch. Die Tür dazu hat er aufgestoßen.

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Papst Franziskus’ „Hoffe“, Die Autobiografie, Penguin, 24,00 Euro gibt's auch in der Steyler Buchhandlung

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