Erstellt von Nadine Vogelsberg

Die Wundermacher: Der Feuerwerker

Rotes Feuerwerk
Erhaben und vergänglich: Das macht die Faszination am Feuerwerk aus

Zu Neujahr, Stadtfesten oder Hochzeiten markieren Feuerwerke den besonderen, festlichen Anlass | Foto: iStock

Ein kurzer Moment der Schönheit: Felix Martens, 36, war schon als Jugendlicher fasziniert vom Feuerwerk. Während seines Studiums machte er eine Ausbildung zum Feuerwerker. Heute arbeitet er beim Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e. V.

'Leben jetzt': Was fasziniert Sie am Feuerwerk?
Felix Martens:
Zum einen, dass es so flüchtig ist: Im Moment der Perfektion, in dem es sich in seiner ganzen Pracht entfaltet, verschwindet es wieder. Außerdem spricht es nahezu all unsere Sinne an: Wir sehen, hören und riechen es, spüren unter Umständen sogar den Druck.

Lj: Wann haben Sie mit dem Feuerwerken angefangen?
Martens:
In meinem Elternhaus war es verpönt, an Silvester Feuerwerk zu zünden. Also habe ich an Neujahr Feuerwerkskörper aufgesammelt und versucht, sie zu reaktivieren – genau das, was man auf keinen Fall tun sollte, weil es so gefährlich ist! Mit etwa 16 habe ich dann zum Geburtstag einer Freundin das erste choreografierte Feuerwerk abgebrannt. Während meines Studiums der Sozialwissenschaften war die handwerkliche und künstlerische Arbeit in der Ausbildung zum Feuerwerker dann eine willkommene Ergänzung zum Akademischen.

Lj: Wie konzipieren Sie ein Feuerwerk?
Martens:
In der Regel wird ein Feuerwerk für den Anlass und den Ort entworfen, an dem es stattfinden soll, von Hochzeit bis Festival. Die Choreografie entsteht oft in einem einheitlichen Prozess mit Musik. Visuelle und akustische Dimension verschmelzen miteinander. Jeder Feuerwerkskörper bekommt einen eigenen elektrischen Anzünder, der für das Feuerwerk an eine Zündanlage angeschlossen und digital gesteuert wird. Im entscheidenden Moment drückt man nur noch auf einen Knopf, dann starten synchronisiert Musik und Feuerwerk.

Lj: Wie lange dauert die Vorbereitung?
Martens:
Das hängt natürlich vom Umfang ab. Für ein mittelgroßes Feuerwerk gehen auf jeden Fall Wochen ins Land. Das Verhältnis von materiellem und zeitlichem Aufwand zu der Kürze des Spektakels ist extrem. Übrigens werden die Feuerwerkskörper selbst größtenteils nicht mehr in Europa hergestellt, sondern importiert. Damit geht leider viel Wissen um diese Handwerkskunst verloren.

Lj: Ist ein Feuerwerk für uns auch so besonders, weil es so selten ist?
Martens:
Feuerwerk markiert immer die Ausnahme, da es nur zu besonderen Anlässen abgebrannt wird. Die ästhetische Wirkung von Feuerwerk wird gerne als erhaben beschrieben. Das haben sich schon immer die Herrschenden zunutze gemacht, um ihre Macht zu demonstrieren. In Barock und Rokoko gab es unglaublich aufwendige Feuerwerksinszenierungen an den Herrschaftshäusern. Diese Tradition setzte sich bis heute fort. Gleichzeitig findet eine Demokratisierung des Feuerwerkens statt. Nämlich an Silvester, wenn ausnahmsweise alle Feuerwerk selbst zünden dürfen.

Lj: Es ist ja immer wieder die Rede davon, das zu verbieten.
Martens:
Das wäre durchaus ein Verlust. Einmal im Jahr, in einem Moment der Ausnahme auch scheinbar unvernünftig sein zu dürfen, ist von hohem gesellschaftlichem Wert. Das selbst gezündete Silvesterfeuerwerk ist Anlass, um Mitternacht auf die Straße zu treten und sich ein frohes neues Jahr zu wünschen. Wenn wir gemeinsam mit Nachbarn, Freunden und Fremden in den Himmel schauen und staunen, entsteht ein besonderer und verbindender Moment.

Lj: Und was ist mit der Umweltbelastung?
Martens:
Da hat sich in der Feuerwerksbranche in den letzten Jahren viel bewegt. Feuerwerk wird mittlerweile ohne Plastikteile hergestellt und der Feinstaubausstoß immer stärker reduziert, darüber hinaus gibt es immer mehr geräuschreduziertes Feuerwerk. Gleichzeitig gibt es hier weiterhin viel zu tun, damit dieses uralte Kulturgut zukunftsfähig bleibt.

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