Erstellt von Ulla Arens

Meister des Wortes: Ehen schließen in Oelde

Ein Brautpaar geht gemeinsam in den Sonnenuntergang
Ehepaare blicken noch lange auf den Tag der Trauung zurück

Der Tag der Hochzeit ist für die meisten Menschen einer der wichtigsten in ihrem Leben. Standesbeamtin Dorothee Schulte begleitet die Menschen an diesem Tag - und findet die richtigen Worte. | Foto: Foto Pettine/unsplash

Für Dorothee Schulte, 56, gibt es nichts Schöneres, als Paare zu trauen. Über tausend Menschen haben bei ihr bereits „Ja“ gesagt

Keine Traurede ist bei mir wie die andere. Für jedes Brautpaar schreibe ich eine individuelle Ansprache. Mein Ehrgeiz ist es, dass das Paar merkt: Diese Rede ist nur für uns. Viele heiraten ja heute nicht mehr in der Kirche, sondern nur standesamtlich. Dann sollen diese 20 Minuten auch möglichst feierlich und persönlich gestaltet werden.

Ich könnte natürlich auch eine Standardrede nehmen, da gibt es genug Vorlagen. Aber dann würde mir beim Vortrag die innere Überzeugung fehlen. Außerdem können wir uns hier in Oelde den Luxus leisten, mit dem Brautpaar vorher ein Gespräch zu führen. Das ist in Großstädten nicht möglich – dort müssen jeden Tag viel mehr Paare getraut werden. Wenn die beiden zu mir ins Rathaus kommen, frage ich, wie sie sich kennengelernt haben, was sie planen, wovon sie träumen. Sie erzählen mir vom Heiratsantrag, der geplanten Feier oder den Kindern, falls sie schon welche haben. So ein Gespräch geht zur Not auch telefonisch, wenn das Paar seinen Wohnsitz woanders hat. Einiges davon lasse ich in meine Rede einfließen. Falls sie mir ein gemeinsames Lieblingslied genannt haben, zitiere ich auch Zeilen daraus. Und natürlich können sie selbst Wünsche äußern, was meine Rede betrifft.

Es ist mir wichtig, bei der Trauung die Stimmung aufzulockern, denn das Brautpaar ist meist sehr nervös. Ist die Hochzeitsgesellschaft sehr klein oder besteht – wie zu Corona­zeiten – nur aus dem Brautpaar selbst, will ich nicht Alleinunterhalterin sein, sondern gehe auch mal in den Dialog. Es kommt auch vor, dass ich von der Rührung und den Tränen angesteckt werde. Ich bin nun mal nah am Wasser gebaut. Mein Trick: Ich schaue den beiden auf die Stirn und nicht in die Augen, so muss ich nicht mitweinen.

Paare zu trauen ist für mich das Schönste an meinem Beruf, der ja auch viel Schreibtischarbeit bedeutet. Denn ich beurkunde unter der Woche ja vor allem auch Geburten und Sterbefälle. Ich freue mich dann auf die beiden Samstage im Monat, an denen ich zusätzlich arbeiten „darf“, wie ich gerne betone, und dabei Menschen glücklich mache. Im Rathaus selbst, aber auch in besonderen Lokalitäten, die in Oelde für standesamtliche Trauungen vorgesehen sind. Da ist sogar ein Park dabei. Etwa 500 Paare haben bei mir schon den Bund der Ehe geschlossen. Und für viele von ihnen durfte ich dann auch die Geburten ihrer Kinder beurkunden.“

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