Leben jetzt: Was macht Ihrer Meinung nach eine gelungene Predigt aus?
Elmar Pitterle SVD: Sie sollte relativ kurz und prägnant sein und nur wenige Themen umreißen. Sie hat einen Spannungsbogen, der in einem Abschluss endet. Und startet nicht wie ein Flugzeug vor dem Aufsetzen noch mehrere Male durch. Ich selber predige nie länger als zehn Minuten.
Lj: Und wie entsteht Ihre Predigt ganz konkret?
Pitterle SVD: Ab Dienstag bereite ich sie gewissenhaft vor. Dazu nutze ich auch Bibelkommentare, die die Schriftlesungen erklären. Da knie ich mich an meinem Schreibtisch so tief hinein, dass ich alles um mich herum vergesse. Erst mache ich einen Entwurf, ein Gerippe, das ich dann nach und nach mit Fleisch fülle. Es ist ein lebendiger Prozess, der erst am Sonntag abgeschlossen ist. Selbst dann kann ich am Morgen noch vom Text abweichen, weil mir im letzten Moment etwas eingefallen ist.
Lj: Woher nehmen Sie Ihr Thema?
Pitterle SVD: Das gibt ja das Evangelium vor oder die alttestamentarische Lesung, die sich darauf bezieht. Eine Predigt sollte aber keine Nacherzählung sein, sondern die Heilige Schrift mit dem „Heute“ in Verbindung zu bringen. Das, was die Menschen gerade bewegt, muss in die Predigt mit hinein. Geht es in den Lesungen etwa um das Thema „Fremde“, liegt es nahe, das Flüchtlingsthema aufzugreifen.
Wie politisch können Sie dabei werden?
Pitterle SVD: Worum es in der Predigt nicht gehen kann, ist Parteipolitik. Wohl aber sind gesellschaftspolitische Themen – etwa Klimaschutz – relevant.