Im vergangenen Herbst lebten noch 25 Brüder hier, aktuell sind es acht. Natürlich kann man bedauern, dass die Pflegestation verlegt werden musste; man kann sich ärgern, dass der Hochschule das Geld ausgeht und die Nachwuchstheologen jetzt in Salzburg leben und lernen – oder man macht das Beste draus und vermietet die frei gewordenen Zimmer an Studierende. Es gehört zum Ordensprinzip, dass sich was ändert. Wer Kapuziner wird, entscheidet sich nicht für einen Ort und ein Kloster, sondern für eine Lebensform: Mendikanten-, also Bettelorden, sind der Armut verpflichtet, Reichtümer anhäufen geht nicht, gearbeitet wird mit und für die Welt – und dabei stehen Menschen im Vordergrund und keine Häuser.
Bruder Laurentius ist dafür das beste Beispiel: Studiert hat er in Münster und Salzburg, er war Diakon in Mainz, hat als Neupriester in der Frankfurter Aidshilfe gearbeitet, lebte acht Jahre in Mexiko. Nachdem er in Bildungshäusern und Pfarreien gearbeitet hat, ist er jetzt wieder in Münster, leitet das Kloster und gestaltet den Umbruch. Abt ist er ausdrücklich nicht, weil es so was bei den Kapuzinern nicht gibt. Auch Ämter werden nicht angehäuft, sondern regelmäßig neu verhandelt und gewählt.
Trotzdem gibt es auch in Münster Dinge, die sich nicht verändern: Der 1,5 Hektar große Klostergarten dient seit über hundert Jahren der Versorgung der Brüder und ist gleichzeitig ein Ort der Artenvielfalt mitten in der Stadt. Hier summt und brummt es, hier duften Kräuter und singen Vögel. Es gibt Obstwiesen, Gemüsebeete und Beerensträucher, einen kleinen Hochwald und den Klosterfriedhof. Tagsüber steht diese Oase Besuchern offen, vor allem aber freuen sich die Gärtner und der Küchenchef über das Wiedererwachen der Natur, weil der Speiseplan der Klosterküche mit frischen Kräutern und ersten eigenen Radieschen spannender wird. Vor ein paar Jahren ist so ein Kochbuch entstanden – mit vielen vegetarischen Rezepten, weil Kapuziner an mindestens drei Tagen pro Woche auf Fleisch verzichten.