„Ora et labora et lege“ – „Bete und arbeite und lies“ – lautet der Leitspruch der Benediktiner wie der Zisterzienser, die im 11. Jahrhundert ein bisschen näher an den benediktinischen Regeln dran sein, mehr von der eigenen Hände Arbeit leben wollten und sich deshalb als Reformbewegung abspalteten. „Der Trick funktioniert jedes Mal“, schmunzelt Abt Reinhold, „wenn ich Schüler frage, welcher der Begriffe an wichtigsten ist.“ Beten, logisch, was will ein Priester und Abt schon hören. Stimmt natürlich nicht, „am wichtigsten ist das Wort UND“. Die Balance aus weltlichem und geistlichem Leben, von jungen und alten Menschen, aus Natur, Kultur und Religion, die in Stift Wilhering gelebt wird.
Kloster, Museum und Gymnasium
15 Brüder kümmern sich um 14 österreichische Pfarren, um den Klosterladen und das Klostermuseum, es gibt ein abwechslungsreiches Kulturprogramm und das Stiftsgymnasium. „Junges Leben tut uns gut“, findet Abt Reinhold, weil so das Leben in Wilhering pulsiert und das Stift gleichzeitig ein Ort der Ruhe und Einkehr ist für Mönche und Besucher. Viele kommen mit dem Fahrrad, weil der Donauradweg nicht weit ist, und besichtigen die Stiftskirche, eine der schönsten Rokoko-Kirchen im deutschsprachigen Raum. Der Komponist Anton Bruckner war regelmäßig hier und hat dann den Gottesdienst auf der Orgel begleitet. Und auch wenn Wilhering eine Marienkirche ist, die Schutzengel sind Abt Reinhold ebenso wichtig. Wer will, kann sich im Vorraum der Kirche mit Engelsflügeln fotografieren oder die Schulengel bewundern: Jeder Schüler bekommt einen, den er bemalt und in die Vitrine stellt, solange er hier zur Schule geht. Die Engel werden von den Schülern häufig besucht – zur Andacht oder wenn eine Prüfung bevorsteht.
Auch die Küche teilen sich die Schule und das Kloster, allerdings variiert der Koch die Menüpläne: „Während man Jugendliche mit Pizza und Pasta glücklich macht, bevorzugen die Brüder gutbürgerliche Genussküche – aus Österreich mit internationalen Einsprengseln. Nur die Suppe, die ist jeden Tag für alle gleich.“